Jedem bleibt der Mund vor Staunen offen, der solch ein Wunder einmal gesehen hat: Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. (Jes 35,1)
Die Wüste mit ihrer Hitze und Trockenheit erstickt fast alles Leben. Den Menschen, die sich dort ohne Nahrung und vor allem ohne Wasser aufhalten, bringt sie den Tod. Ähnlich in der Steppe, wo vor lauter Trockenheit fast das ganze Jahr über allenfalls nur verdorrtes, abgestorbenes Gras und kaum eine Wasserstelle zu finden ist. Wüste, Einöde und Steppe, das sind uralte Bilder für Lebensfeindlichkeit, für geringe Überlebenschancen und den Tod von Pflanzen, Tieren und Menschen. Doch dann kommt irgendwann der Regen. Dann verwandelt sich quasi über Nacht die Steppe mit ihren verdorrten Pflanzen in einen grünen Grasteppich und in ein Blütenmeer – Nahrung für unzählige andere Lebewesen. Und auch in der Wüste sprießt nun – oft nach Jahren - neues Leben heran. Was für ein Wunder! Neues Leben, wo eben noch alles dem Tod entgegen ging. Unsagbar schön und überwältigend.
Die Bibel, vor allem die Propheten, stellen uns dieses Bild vor Augen, damit wir verstehen können, wie es Gott in seiner Liebe zu uns meint, uns das Heil zu bringen. Worte sind da zu schwach, um das auszudrücken. Bilder von neuem Leben in lebensfeindlicher Wüste und Steppe. Sie können das besser, anschaulicher vermitteln.
Vielen Menschen sind seither solche Worte und Bilder zum Trost geworden. Das Leben ist ja für keinen Menschen ohne Leid, ohne Krankheit, ohne Brüche, ohne Angst, ohne Sünde und Schuld und letztlich ohne Tod. Ja, es trägt von Anfang an Zeichen der Vergänglichkeit und des Todes in sich. Und wenn dies sehr bedrängend und damit fast unerträglich wird, dann fühlen sich solche Menschen wie in einer Wüste – zwischen Leben und Tod. Gott verheißt denen, die sich auf sein Wort verlassen, das Leben. Rettung aus der Todeszone. Neues Leben in all seiner Pracht und Herrlichkeit. Viele Menschen haben sich an dieser Zusage Gottes festgehalten und haben Halt bekommen im Leben wie im Sterben.
Und dass es Gott ernst ist mit seiner Liebe zu uns und mit seiner unüberbietbaren Zusage, das sollen alle wissen. So kam er selbst damals in Bethlehem als Mensch wie unsereiner in unsere vom Tod gezeichnete Welt. Er kam als unser Retter, oder im Lutherdeutsch, als unser Heiland, „der Heil und Leben mit sich bringt“, wie wir es im Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit“ besingen. Es gibt viele Erzählungen in den Evangelien, aus denen wir hören, was dort geschieht, wo er wirkt: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ (Mt 11,5) Das alles sind Zeichen dafür, wie das aussehen wird, wenn – wie im Bilde - Wüste und Einöde frohlocken und die Steppe jubeln und blühen wird wie die Lilien. Und überall dort, wo Menschen bis heute mit diesem Jesus Christus unterwegs sind, können auch sie erfahren, wie er herausführt aus aller Not und allem Elend und das Leben neu macht. Sie erfahren: Gott hält sein Versprechen.
Allerdings leben wir noch immer in der dem Tode verfallenen Welt. Aber der auferstandene Christus ist da, ist gegenwärtig und will unser Heiland sein. Und zu einer Zeit, die keiner von uns kennt, wird er endgültig kommen, und Gott wird die Welt und uns vollenden, so wie er es verheißen hat: Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. Dann wird – um es mit Worten aus der Offenbarung des Johannes zu sagen - die Hütte Gottes bei den Menschen sein. „Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21,3-5)
So lange wir jedoch in der jetzigen Welt unterwegs sind, braucht dennoch keiner in der Trostlosigkeit und in der Angst, im Elend und im Leid zu versinken. Christus, unser Heiland, ist gegenwärtig. Dass er aber auch mein Heiland wird, dazu muss ich ihm meine Herzenstür öffnen und ihn in mein Leben hineinlassen.
Zu Weihnachten feiern wir das Fest seiner Geburt in unsere Welt. „Christ, der Retter ist da.“, so besingen wir das im Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Doch nun will er, der Retter, von uns erwartet und empfangen sein, damit wir bereits in diesem Leben etwas spüren von Gottes heilsamem Wirken an uns. So ist die Adventszeit die Gelegenheit, uns in besonderer Weise auf ihn, unsern Herrn und Heiland auszurichten. Denn er kommt auch heute; und am Ende der Zeit wird er für immer da sein. Dann vollendet Gott seine Verheißung: Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.