Geistliche Worte zu Sonn- und Feiertagen und besonderen Anlässen
- Details
- Geschrieben von: Roland Voigt
Prüft alles und das Gute behaltet! – der Spruch für das Jahr 2025.
Diesem Satz des Apostel Paulus wird sicherlich fast jeder zustimmen. Das Leben mit all seinen Angeboten und Möglichkeiten ist so vielfältig, dass man prüfen, auswählen und sich für etwas Bestimmtes entscheiden muss. Das Jahr 2024 war diesbezüglich besonders anstrengend mit den vielen Wahlen, den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Problemen. Die Gemüter erhitzten sich und gerieten manchmal sehr aneinander im Streit darüber, wer die besseren Lösungen hat.
Aber auch im privaten Bereich ist es nicht einfacher geworden, sich für etwas zu entscheiden, was wirklich gut ist. Was aber ist wirklich gut für mich? Darüber gibt es nicht nur unterschiedliche Vorstellungen, sondern oft auch wenig Wissen und Erfahrung, vor allem, wenn etwas Neues auf uns zukommt. Dann sollten wir schon prüfen und uns nicht vorschnell etwas einreden lassen. Wir Menschen lieben ja einfache Lösungen. Wer es aber mit dem Prüfen nicht so ernst nimmt, wird sich nicht wundern müssen, wenn vielleicht ein böses Erwachen kommt, weil sich die Versprechungen nicht erfüllen. Uns wird vieles angeboten, z.B. über die Werbebranche, von Influencern oder über Tiktok. Die eine meint, dass mit einem bestimmten Mittelchen die Pfunde des Körpergewichts tatsächlich rasant purzeln werden und schnell das Schönheitsideal erreicht wird. Der andere schwört auf Bitcoins als totsicheren Schlüssel zum Reichtum. Ein Dritter serviert anderen vielversprechende einfache Lösungen für die komplizierten und z.T. undurchschaubar verschlungenen Probleme in der Politik. Mit Fake News und künstlicher Intelligenz wird uns oft etwas vorgegaukelt, um uns zu verführen und zu manipulieren. Um nicht auf all das hereinzufallen, ist es klug, dem Rat zu folgen: Prüft alles! Und was gut ist, das behaltet. Und wir könnten hinzufügen: Glaube dabei keinem, der sagt, er allein wüsste genau, was mir gut tut.
- Details
- Geschrieben von: Roland Voigt
Liebe Gemeinde!
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (Jahreslosung 2024 aus 1 Kor 16,14). Große Worte des Paulus. Wollen wir sie beherzigen? Können wir ihnen folgen? Uns scheint diese Aufforderung überzogen. Ich erkenne dafür vorwiegend zwei Gründe.
Zum einen soll alles, ja wirklich alles in Liebe geschehen. Wenn wir ehrlich zu uns sind, so müssen wir sagen, dass wir eben nicht alles aus Liebe tun, sondern nur manches. Und das auch nicht immer, also sogar ein ganzes Leben lang. Gewiss, uns besonders nahestehenden Menschen, z.B. unseren Ehepartnern, Kindern, Eltern, Geschwistern, Freunden tun wir viel Gutes und treten für sie ein, weil wir sie in unser Herz geschlossen haben. Aber bei allem, was wir tun und zu jeder Zeit so für sie da zu sein? Geht uns da nicht oft die Puste aus? Sind wir da nicht überfordert?
Zum anderen: Darf man von Menschen fordern, zu jedem ihrer Mitmenschen in jedem Fall liebevoll zu sein? Es gibt Menschen, die uns nahe stehen und denen wir uns mit unserer Liebe öffnen. Andere sind uns fremd und bleiben uns fremd, weil z.B. möglicherweise die Chemie zwischen uns gar nicht stimmt. Sollen wir sie auch so lieben? Vielleicht sogar auch unsere Feinde? Und wenn ja, wie weit soll das gehen? Jedenfalls spüren wir auch da Grenzen.
Zu mir sagte einmal jemand: „Das mit der Nächstenliebe, das darf man nicht so ernst nehmen. Es schafft ja eh keiner so, wie es in der Bibel steht. Menschlich miteinander umgehen, so verstehe ich das. Leben und leben lassen, das ist meine Devise.“ Sehr viele Menschen denken so oder so ähnlich. Und in der Tat, das ist schon viel im Vergleich zu einer egoistischen Lebenshaltung, die wir auch bei vielen Menschen erkennen.
- Details
- Geschrieben von: Roland Voigt
Haltestopp einer Regionalbahn, mit der ich unterwegs bin. Ein Jugendlicher kommt ins Abteil, reißt die Arme hoch und stürzt auf einen anderen in etwa dem gleichen Alter zu. Sie umarmen und knuddeln sich überschwänglich. Kaum hatten sie Platz genommen, zückt jeder sein Handy. Beide sind nun im Schweigen versunken. Nur an der Mimik und an ihren Bedien-Gesten am Handy ist zu erahnen, was sie da gerade auf ihm wahrnehmen. Nach etwa 20 Minuten hält der Zug auf einem Bahnhof. Einer will aussteigen. Der Abschied ist kurz. Mein Fazit: So richtig wahrgenommen hatten sie sich wohl nicht, und schon gar nicht andere Fahrgäste.
In einer Zeitschrift schilderte eine 17-Jährige, unter welch psychisch starkem Druck sie steht: „Wenn man online Bilder von sich postet und andere diese liken, ist das eine Art Bestätigung, wie ein Kompliment. Wenn man viele Likes erhält, fühlt man sich gut. Als ich früher abends ein Bild ins Internet stellte, griff ich morgens als Erstes zum Handy, um zu sehen, ob es gut ankommt. Fast wie ein Süchtiger … Viele sind heute nonstop online, es ist schwierig, sich abzugrenzen. So gibt es nie wirklich Ruhe vor dem Stress, sich profilieren zu müssen, auch weil heute jeder Popstar auf Instagram ist und so die Maßstäbe extrem hoch setzt. Man fühlt sich von der ganzen Welt bewertet.“
Beides ist schon ein paar Jahre her. Heute können wir infolge von neuen Möglichkeiten durch die Online-Dienste eine Zunahme solchen Verhaltens – im Übrigen nicht nur unter Jugendlichen und Menschen mittleren Alters – feststellen. Dieser Tage wurde berichtet, dass es gerade „in“ ist, möglichst viele Follower beim Essen online zusehen zu lassen. Die interviewte Frau sagte, ihr sei wichtig, dabei eine möglichst große Gemeinschaft um sich zu haben. Sie brauche das.