Gedanken zu den biblischen Monatssprüchen
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- Geschrieben von: Roland Voigt
Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? (Der Spruch für diesen Monat.)
Wann brannte Ihnen mal das Herz? Wann wurde Ihnen mal warm uns Herz? Sicherlich kommt in Ihnen da die eine oder andere Erinnerung hoch an solche Momente. Beispielsweise an einen Mensch, der Ihnen in schwierigen Zeiten beigestanden hatte und es vermochte, den Blick wegzulenken vom eigenen Schicksal hin zu all dem Guten und Schönen, das es im Leben auch gab und ihm Sinn verlieh. Dass Sie erkennen konnten: Da gab es nicht nur Enttäuschendes, sondern viel Segensreiches, was nicht nur das Herz erfreute, sondern die Seele streichelte. Ein Mensch, der auf diese Weise half, das Sinnwidrige im Leben zu überwinden, so dass neue Hoffnung aufkeimen konnte und sie wie Licht am Ende eines Tunnels aufschimmerte.
Eine solche Erfahrung hatten auch zwei Jünger Jesu. Sie waren drei Tage nach der Kreuzigung Jesu auf dem Weg von Jerusalem ins Dorf Emmaus. Da gesellte sich ein Fremder zu ihnen, der sie auf ihre Enttäuschung und Traurigkeit ansprach. Und sie erzählten ihm von der Kreuzigung in Jerusalem. Sie sprachen von ihrer Traurigkeit, von ihren zerschlagenen Hoffnungen auf eine Welt und ein Leben ohne Leid, Unfriede und ohne Unrecht, das dieser Jesus verkündet hatte und das in seinen Wundern zeichenhaft aufleuchtete. Da half ihnen der Fremde, ihre Blicke darauf zu lenken, dass bereits das Alte Testament im Ganzen vom Tod und der Auferstehung des Messias, des Christus spricht. Er hielt gewissermaßen eine Bibelarbeit mit ihnen. Dabei loderte in ihrem Herzen etwas auf, was wie Balsam für ihre geschundene, verletzte Seele war. Eine Ahnung hatte sie ergriffen, dass das mit diesem Gekreuzigten irgendwie zu tun haben muss. Sie fassten das später in die Worte: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?
Fast im Dorf angekommen, luden sie den Weggefährten zum Bleiben ein und saßen mit ihm zu Tisch. Er brach das Brot, segnete es und gab´s ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten in ihm den Gekreuzigten. Die Ahnung wurde zur Gewissheit: Er ist wahrhaftig auferstanden. Schlagartig wurde ihnen bewusst, er lebt. Doch sofort verschwand er vor ihnen. Alle Traurigkeit, alles Lähmende und Sinnwidrige verflog. So wurde bei ihnen Ostern. Denn die Hoffnung auf eine Welt, wie sie Jesus verkündete, war wieder da. Nun erkannten sie auch wieder Aufgaben für sich, für die es sich neu zu leben lohnte.
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- Geschrieben von: Roland Voigt
Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken (Lev 19,33, Monatsspruch).
Wenn wir diesen Satz hören oder lesen, denken wir fast unwillkürlich an die vielen Ausländer, die in Deutschland und Europa, aus welchen Gründen auch immer, seit Jahren Asyl suchen. Wir haben die anfänglich überwältigende Willkommenskultur vor Augen, werden nun aber auch mit vielen Problemen konfrontiert, auch weil die politischen Rahmenbedingungen nicht stimmen, um all die Asylsuchenden und Migranten menschenwürdig in Deutschland und Europa aufzunehmen und zu integrieren. Dazu gesellt sich ein Klima des Hasses gegen sie und gegen alle, die sich für sie einsetzen, gewollt und geschürt von Menschen mit rassistischem und faschistischem Gedankengut. Christen, Juden und alle, die die Würde eines jeden Menschen uneingeschränkt achten, muss das sehr beunruhigen und Sorge bereiten.
Aber nicht erst dann, wenn Menschen, aus welchen Gründen auch immer, ausgegrenzt und unterdrückt werden, ihnen mit Hass begegnet wird, ihnen Gewalt bis hin zur physischen Vernichtung angedroht wird, wird ihnen die Freiheit zur Selbstgestaltung ihres Lebens beschnitten. Dies geschieht bereits schon, wenn sie „bedrückt“ werden, so die genauere Wiedergabe des hebräischen Wortes im Monatsspruch. Gemeint ist, wenn sich ihnen gegenüber so verhalten wird, dass sie in Unterdrückung geraten. Das beschneidet ihre Freiheit, die jeder Mensch von Gott hat.
Christen wie Juden wissen, dass Gott, der die Menschen liebt, als freie Menschen geschaffen hat, um in Liebe zu ihm und zu den Mitmenschen als sein Repräsentant seinem Willen gemäß die Welt und das Leben produktiv und schöpferisch zu gestalten. Dazu hat ihm Gott die nötige Freiheit gewährt. Ohne Freiheit wäre der Mensch nicht zur Liebe fähig. Denn unter Unfreiheit und Zwang kann Liebe weder entstehen noch gedeihen. Das wissen wir alle. Und ohne Freiheit wäre der Mensch zu einer Gestaltung der Welt und des Zusammenlebens in ihr in Frieden, Gerechtigkeit und zum Wohlergehen aller nicht fähig. Auch das wissen wir alle. In der von Gott gewährten Freiheit, ihn und die Menschen zu lieben, darin liegt die Bestimmung eines jeden Menschen, ob derjenige von Gott weiß oder nicht oder an ihn glaubt oder nicht.
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- Geschrieben von: Roland Voigt
Du tust mir kund den Weg zum Leben. (Ps 16,11 – Spruch zum Monat Februar.)
Ein in Todesgefahr schwebender Beter bittet Gott mit diesen Worten um Rettung. Er vertraut auf Gottes Macht, weiß, dass sie keine Grenzen kennt und er daher das Leben erhält und sogar vor dem Tod bewahrt. Er ist sich daher gewiss, dass Gott ihm deshalb auch aus der Gefahr heraushelfen wird. Denn Gott hat den Mensch zum Leben bestimmt. So spricht er nun: Gott lässt mich den Weg zum Leben wissen – selbst in meiner Todesgefahr.
Der Weg zum Leben, zur Fülle des Lebens, zu einem beglückenden, gelungenen und zufriedenen Leben, wer von uns hat nicht solche Wünsche und Träume. Doch wie finden wir ihn, den Weg zu solchem Leben? Der Psalmbeter ist sich gewiss, dass Gott ihm den Weg dorthin in irgendeiner Weise offenbart.
Mit meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden hatte ich oft über ihre Vorstellungen vom Leben nachgedacht. Denn die jungen Leute sind dabei, ins Leben hineinzuwachsen, sind auf der Suche nach Lebenszielen und nach den richtigen Wegen, um sie zu erreichen. Sie gibt es zumal in heutiger Zeit zahlreich. Viele wirken sehr anziehend und eröffnen scheinbar großartige Möglichkeiten für ein glückliches Leben. Die Frage, die sich jedoch nicht nur die Heranwachsenden, sondern viele Menschen immer wieder stellen, ist: Welche der sich bietenden Lebensziele wären für mich tatsächlich erstrebenswert und in welcher Reihenfolge? Und könnte es dann wirklich ein gelungenes, glückliches, zufriedenes Leben werden, wie ich es mir erhoffe?
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- Geschrieben von: Roland Voigt
„Vorfreude, schönste Freude.“ Wer in der ehemaligen DDR wohnte, weiß, dass dieses Advents-Kinderlied sehr beliebt war und nicht nur von Kindern gesungen wurde. Auch meinen Kindern musste ich fast täglich die Schallplatte mit dem Lied auflegen. Dann sangen sie mit und waren voll freudiger Stimmung und Erwartung der kommenden Tage und Ereignisse bis hin zu Weihnachten.
Die Vorfreude ist tatsächlich die schönste Freude. Denn frohe Erwartung macht glücklich, der danach beginnende Alltag nicht immer. Vorfreude – wir wissen es – ist eine Freude ohne Verfallsdatum. Die Erfüllung eines Wunsches dagegen macht höchstens drei Wochen glücklich, sagen Glücksforscher. Danach haben wir uns daran gewöhnt und pendeln uns wieder in unsere gewohnte Stimmungslage ein. Selbst große Lottogewinner machen diese Erfahrung.
Auf was freuen Sie sich zu Weihnachten? Welche Erwartungen haben Sie? Schön, wenn Sie sich auf Festtagsbesuch freuen, auf ein Zusammenkommen mit Kindern, Enkelkindern, Eltern usw., vielleicht sogar auf einen festlichen Gottesdienst an Heiligabend. Doch ich kenne auch viele Menschen, die kaum noch etwas von Weihnachten erwarten, was sie mit Freude erfüllen könnte. Auf die Weihnachtsleckereien gibt es schon keinen Appetit mehr, weil sie seit September schon angeboten, gekauft und natürlich auch verzehrt und genossen wurden. Allenfalls richten sich die Wünsche und Erwartungen vielleicht auf ein günstiges Angebot für einen lang gehegten Urlaubswunsch oder auf die Verwirklichung des Traums von einer Eigentumswohnung. „Eigentlich habe ich doch schon alles. Was brauche ich denn noch? “, sagen auch manche. Es ist meist so: Je weniger krass die gegenwärtige Lebenslage im Vergleich zu einem erwarteten Ereignis ist, umso geringer wird auch Vorfreude empfunden. Ja, wir können uns fast alles leisten. Aber glücklicher werden wir nicht. Denn echte Vorfreude ist ja noch einmal etwas ganz anderes. Sie entsteht, wenn man von einem zukünftigen Ereignis, das man allerdings nicht selbst herbeiführen kann, weiß, es als positiv einschätzt und auch glaubt, dass es eintritt. Unter diesen Bedingungen stellt sich automatisch das Gefühl der Vorfreude ein.
Allerdings unterscheiden wir Menschen uns sehr stark darin, was wir als positives Ereignis in der Zukunft ansehen und mit welcher Gewissheit wir es erwarten. All das bewirkt, wie stark wir echte und anhaltende Vorfreude empfinden.
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- Geschrieben von: Roland Voigt
„Der November ist immer ein so düsterer Monat. Den mag ich nicht. Er macht so traurig – auch wegen des Totensonntags.“, sagte eine Frau, der ich in diesen Tagen auf dem Friedhof begegnete. Wir redeten eine Weile miteinander – an diesem Ort natürlich besonders über die Begrenztheit unseres Lebens.
Uns Menschen ist bewusst, dass der Tod unserem Leben ein Ende bereitet. Niemand kann ihm entrinnen. Wir sehen ihn als Feind, der uns alle Möglichkeiten des Lebens aus der Hand schlägt. Denn wir lieben das Leben. Kaum einer sehnt ihn herbei, vielleicht nur der eine oder andere, der eine todbringende Krankheit hat, auf die Pflege anderer angewiesen ist und tagein tagaus von früh bis abends nur noch die Zimmerdecke anstarren kann. Da kommt schon mal die Sehnsucht nach einem erlösenden Tod auf. In der Regel verdrängen wir jedoch die Gedanken an den Tod. Die Macht des Todes ficht auch den Glauben der Christen an mit der Hoffnung auf eine neue Welt Gottes. Er, der Tod, scheint ja das letzte Wort zu haben.
Gerade auch deshalb - und das soll uns in unserer Anfechtung helfen - bitten wir in unseren Gottesdiensten und also auch an den Gräbern mit den Worten Jesu: "Dein Reich komme...". Machen wir uns eigentlich dabei immer bewusst, um was wir da bitten und auf was wir dabei hoffen?
- Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024, Klgl 3,22-23
- Gedanken zum Monatsspruch September 2024, Jer 23,23
- Gedanken zum Monatsspruch August 2024, Ps 147,3
- Gedanken zum Monatsspruch Juli 2024, Ex 23,2
- Gedanken zum Monatsspruch Juni 2024, Ex 14,13
- Gedanken zum Monatsspruch Mai 2024, 1 Kor 6,12
- Gedanken zum Monatsspruch April 2024, 1. Petr. 3,15
- Gedanken zum Monatsspruch März 2024, Mk 16,6
- Gedanken zum Monatsspruch Februar 2024, 2 Tim 3,16
- Gedanken zum Monatsspruch Dezember 2023, Lk 2,30-31
- Gedanken zum Monatsspruch November 2023, Hi 9,8-9
- Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2023, Jak 1,22
- Gedanken zum Monatsspruch September 2023, Mt 16,15
- Gedanken zum Monatsspruch August 2023, Ps 63,8
- Gedanken zum Monatsspruch Juli 2023, Mt 5,44-45
- Gedanken zum Monatsspruch Juni 2023, Gen 27,28
- Gedanken zum Monatsspruch Mai 2023, Spr 3,27
- Gedanken zum Monatsspruch April 2023, Röm 14,9
- Gedanken zum Monatsspruch März 2023, Röm 8,35
- Gedanken zum Monatsspruch Februar 2023, 1. Mose 21,6