Gedanken zu den biblischen Monatssprüchen
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- Geschrieben von: Roland Voigt
In dieser nun dunklen Jahreszeit gegen Ende des Jahres wird uns Menschen mehr als sonst unsere Sehnsucht nach Licht und nach der Fülle des Lebens bewusst, jedenfalls dann, wenn wir von der Hektik und dem Getriebensein in unserer Zeit etwas Abstand zu gewinnen versuchen. Unsere Gedanken kreisen mehr als sonst um das, was unser Leben ausmacht, was uns beschwert und sogar fesselt und einem Leben in Fülle entgegensteht. Sie nähren die Sehnsucht nach einem seligen, also überaus glücklichen Leben, das über den Tod hinausgeht. Dass die Wunden, die man im Leben bekommt, verbunden und geheilt werden. Dass die Irrungen und Wirrungen im Leben ein Ende finden und man sich geborgen und wie zu Hause weiß. Dass es ein ungetrübtes Leben voller Glückseligkeit wird.
Der Spruch für diesen Monat aus dem Buch des Propheten Ezechiel (Ez 34,16) ist eine solch heilvolle Zusage, gesprochen gut 500 Jahre vor Jesus Christus: Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte wieder zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. Gott selbst will als guter Hirte (Vers 12) sich seines unglücklichen Volkes annehmen, dem es erbärmlich geht. Denn die Verantwortlichen im Volk – es sind die Politiker, aber auch jeder Einzelne, der seiner Verantwortung für andere nicht gerecht wird – nutzen das Volk wie falsche Hirten aus, behandeln es ungerecht und halten es schonungslos zum eigenen Vorteil nieder und beuten es aus. Er, Gott, wird dem ein Ende bereiten, indem er ihnen die Verfügungsgewalt entziehen und für sein Volk wie ein wahrer Hirte sorgen und es retten wird. Er wird persönlich eingreifen und eine neue, innige Gemeinschaft mit seinem Volk herstellen, so dass es ihm an nichts mehr fehlen wird. Er stärkt die Schwachen. Er verbindet die Verletzten. Er bringt die Verirrten wieder zurück im Gegensatz zu den untreuen, Hirten, die ihre Herde im Stich lassen. Gott nimmt sich der Menschen an und überlässt sie nicht einfach sich selbst und ihrem Schicksal. So kündigt es der Prophet an. Das Wie der Verwirklichung dieser Zusage Gottes ist jedoch nicht so eindeutig, wie es in Ez 34,23-31 erzählt wird. Denn die Einsetzung eines Knechts und Fürsten aus dem Geschlecht Davids durch Gott kann auch symbolisch gemeint sein, was jedoch keinesfalls die Zusage Gottes relativiert. Wie auch immer, in ihm ist jedenfalls Gott selbst am Werk.
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- Geschrieben von: Roland Voigt
Wir Menschen sehnen uns, so lange wir leben, nach Glück, Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Wir jagen dem ein Leben lang nach. Manchmal gelingt es uns für einen Moment, glücklich zu sein sowie Liebe, Gerechtigkeit und Frieden zu erfahren und unseren Alltag ohne Not und Sorgen bestreiten zu können. Aber das ist nur von kurzer Dauer. Denn Bosheit, Hass, Neid, Gier, Ungerechtigkeit, Unfriede, das alles ist ja nicht aus der Welt. Sondern wir erleben das jeden Tag – im Kleinen wie im Großen. Viele Menschen leiden darunter, weil alles, was sie für ein glückliches, zufriedenes, friedvolles Leben erträumten, den Bach runtergeht und sie von Existenzängsten bedroht oder gar beherrscht werden. Die Medien berichten oft über ihr Leid, ihre Ängste und ihre Verzweiflung, in der das Leben manchmal sogar zur Hölle wird. Andere, die weniger davon betroffen sind, stumpfen mit der Zeit ab oder verdrängen alles, was aber nur eine kurze Zeit hilft.
Im Grunde genommen jagen wir Menschen ein Leben lang danach, ohne Nöte und in Liebe, Glück, Gerechtigkeit und Frieden leben zu können. Doch weiß der Mensch wirklich, was er braucht, um heute und in Zukunft tatsächlich umfassend glücklich zu werden? Die vielen Versuche, die er immer wieder unternimmt, um sich selbst Glück zu bescheren, auch die sind nur von kurzer Dauer. Das wissen wir alle und haben es erfahren. Das dauerhafte Glück findet man nicht, indem man beispielsweise außergewöhnliche Schiffs- und Weltreisen unternimmt und in Luxus schwelgen kann. Auch nicht, wenn man meint, dass es sich einstellt, wenn man an den Schalthebeln der Macht sitzt. Oder wenn man der Größte und Beste ist und alle einem zujubeln, auch wenn das erst einmal Glücksgefühle auslöst. Das alles vergeht auch wieder. Es macht zwar voll, aber letztlich nicht satt. Den Lebenshunger nach dauerhaftem, bleibendem Glück, nach ebensolcher Liebe, Gerechtigkeit und Frieden kann das alles nicht stillen. Und das war zu allen Zeiten so. Doch muss das so bleiben? Kann sich das nicht auch zum Guten verändern?
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- Geschrieben von: Roland Voigt
In den letzten Jahren, so besagen es die Umfragen, schätzen immer mehr Menschen ihre Zukunftsaussichten negativ ein. Gründe dafür liegen in vielfältigen Ängsten. Z.B. hat das viel mit der Angst zu tun, dass die zahlreichen Krisen in der Welt nicht mehr beherrschbar sein könnten, vor allem hinsichtlich der Kriegsgefahr, der Handels- und Zollkriege, der autoritären, antidemokratischen Politik der Großmächte, der Zunahme von Rechts- und Linksextremismus, der zunehmenden Störung des inneren Friedens in unserem Land und der Angst vor dem sozialen Abstieg von immer mehr Bevölkerungsschichten, weil die Schere zwischen Armen und Reichen sich weiter öffnet. Nicht zu vergessen sind die Ängste aufgrund der Veränderungen durch den Klimawandel und unsere menschengemachte Umweltverschmutzung. Die Angst vor ernsthaften Erkrankungen, Pandemien und Schicksalsschlägen, Angst vor Trump, vor Terror und Konflikten in der Welt und in unserem Land usw. Vieles könnte ich hier noch nennen, was viele Menschen nicht zuversichtlich sein lässt, weil sie für ihre Zukunft nur wenig Positives erblicken. Das nimmt ihnen die Lebensfreude und macht zudem so manchen krank, psychisch und auch physisch.
Alle Menschen wünschen sich, zuversichtlich zu sein und zu bleiben, nämlich positiv in die Zukunft blicken zu können. Wenn aber die Zuversicht sich eintrübt, so wird allgemein geraten, sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden und auf sie tief zu vertrauen, um die Herausforderungen meistern zu können, so dass die erstrebten positiven Ergebnisse sich einstellen können und die Freude am Leben sowie Gesundheit und Wohlbefinden gestärkt werden.
Die eigene Zuversicht also zu stärken, das könne man trainieren. Dazu gibt es gerade in heutiger Zeit zunehmende Angebote. Das Ziel: mit positivem Denken das Unterbewusstsein so zu aktivieren, dass negative Gedanken aus dem Kopf allmählich verschwinden. Die sich einstellende Zuversicht spendet dann die notwendige Kraft, um Herausforderungen anzunehmen. Es gibt auch eine Reihe von Sprüchen, die in diese Richtung weisen, wie z.B. der beliebte Spruch in Poesiealben: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!“ Oder auch: „Wir schaffen das!“ „Wird schon!“ „Alles wird gut!“ Sich quasi selbst aus negativen Gedanken und Gefühlen herauszuziehen, das hilft jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Denn letztlich bleiben wir in unserem Mensch-Sein mit all unseren Ängsten, mit unseren Unzulänglichkeiten, unseren Aggressionen, unserer mangelnden Lieblosigkeit gegenüber unseren Mitmenschen und unserer Schuld gefangen.
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- Geschrieben von: Roland Voigt
Der Apostel Paulus sitzt im Gefängnis in Cäsarea. In Gegenwart des römischen Statthalters Festus und des jüdischen Königs Agrippa II. muss er sich gegenüber Vertretern des Judentums und der Jerusalemer Judenchristengemeinde verteidigen. Ihre Vorwürfe hatten sie bereits bei seiner Festnahme in Jerusalem erhoben. Der Vorwurf der Juden: Paulus lehrt gegen das jüdische Volk, dessen Gesetze und gegen das Tempelgesetz. Er lehne demnach ihre Glaubensgrundsätze und Praktiken ab. Deshalb muss er getötet werden (Apg 21,28-31). Der Vorwurf der Judenchristen: Paulus lehrt uns, von Mose abzuweichen und sagt, wir sollen unsere Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den jüdischen Ordnungen leben (Apg 21,21). Sie hatten also starke Vorbehalte gegen die Lehre des Paulus.
In seiner Verteidigungsrede in Cäsarea redet Paulus über seine Lebens- und Glaubensgeschichte und schließt am Ende mit: Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge (Spruch für diesen Monat).
Die Kürzung des eigentlich bis zum Vers 23 reichenden Satzes ist allerdings unbefriedigend. Doch darüber später mehr. Und auch die Auslassung des griechischen Wortes oun am Anfang des Satzes ist nicht gerade hilfreich zum sachgemäßen Verständnis. Denn oun dient dazu, die mit diesem Wort nun beginnenden Ausführungen als eine Folgerung aus dem vorhergehend Gesagten zu bezeichnen. Es ist demzufolge in der Regel mit „also“ wiederzugeben (und nicht, wie z.B. auch in der Lutherbibel, mit „aber“). Damit nehmen die Verse 22-23 einen ganz bestimmten Charakter an. Sie sollen als Fazit der Lebensgeschichte des Paulus verstanden werden. Das „also“ am Satzanfang dient quasi wie ein Schlüssel zum besseren Verständnis. Das betrifft vor allem den ersten Satzteil. Er lässt dann erkennen, dass Paulus hinsichtlich des Prozessausgangs gelassen ist – Ausdruck seines großen Gottvertrauens. Gelassenheit, obwohl er durchaus mit einem Todesurteil rechnen musste (Apg 25,11). Man könnte seine Haltung dann vielleicht so wiedergeben: In den vielen Dingen, die sich in meinem Leben ereignet haben und die mir widerfahren sind, habe ich bis heute Gottes Beistand erfahren. Egal, ob man meiner Verteidigung folgt oder nicht, egal, was dann kommen mag, bei Gott bin ich in den besten Händen.
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- Geschrieben von: Roland Voigt
Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! (Phil 4,6 – Spruch für Juli 2025)
Sorgt euch um nichts! „Sorglos sein, meint Paulus das ernsthaft?“, fragte in einem Bibelgespräch eine Frau zurück und fuhr sodann fort, „Wo soll das denn hinführen, wenn man alle Fünfe grade sein lässt und sich keinen Kopf macht, wie man im Leben klar kommen soll? Im Krieg wären wir alle verhungert. Und wer weiß, was aus meiner Ehe und meinen Kindern geworden wäre.“
Nein, Paulus will uns nicht zu einer solchen Sorglosigkeit aufrufen. Er weiß, dass das Sich-Sorgen um jemanden oder auch um etwas zum Leben dazugehört als Daseinsvorsorge, Fürsorge und Nachsorge. Doch solches Sich-Sorgen kann auch gefährlich werden, kann das Leben vergällen und freudlos machen. Dann nämlich, wenn das Sich-Sorgen zum Zer-Sorgen wird. Wir zersorgen uns, wenn uns die Sorgen den Schlaf rauben, sie uns in Angst versetzen, sie uns an den Lebensnerv gehen. Dann kann nichts anderes, auch nicht ein anderer Mensch mehr Raum in unserem Leben bekommen. Sie füllen unsere Gedanken aus, gewinnen Macht über uns, beherrschen uns. Sogar wenn wir nur über sie reden, kommen wir nur immer wieder ins Klagen und zermürben unsere Kräfte. Sorgen um unsere Gesundheit oder der von Angehörigen, um die Pflege von Angehörigen, Sorgen durch den Tod eines lieben Menschen, Sorgen wegen der Probleme des Alltages, der Kinderbetreuung, des Verlustes des Arbeitsplatzes, wachsender Gefährdung des inneren Friedens im Land, wachsender Kriegsgefahr, wachsender Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und so vieles andere, all das kann unsere Kraft überfordern. So können Sorgen unser Leben zerstören – psychisch und physisch.
Martin Luther gebrauchte in diesem Zusammenhang ein schönes Bild: „Dass die Vögel (der Sorge und des Kummers) in der Luft dir über dem Haupte fliegen, magst du nicht wehren, kannst aber wohl wehren, dass sie dir in den Haaren kein Nest machen.“ (WA 2, 124, 27-29). Wie aber macht man das? Darauf antwortet Luther im Blick auf Phil 4,6: „Um kein Ding sollt ihr sorgen, aber in allen Dingen habt eure Zuflucht bei Gott. […] Das heißt mit Danksagung seine Bitte Gott eröffnen und kund tun.“ [In: J. G. Walch (Hg), D. Martin Luthers in Deutscher als Lateinischer Sprache verfertigte und aus der letzteren in die erstere übersetzte Sämtliche Schriften, Zwölfter Theil, Halle 1742, Sp. 1448.]
- Gedanken zum Monatsspruch Juni 2025, Apg 10,28
- Gedanken zum Monatsspruch Mai 2025, Joel 1,19-20
- Gedanken zum Monatsspruch April 2025, Lk 24,32
- Gedanken zum Monatsspruch März 2025, Lev 19,33
- Gedanken zum Monatsspruch Februar 2025, Ps 16,11
- Gedanken zum Monatsspruch Dezember 2024, Jes 60,1
- Gedanken zum Monatsspruch November 2024, 2 Petr 3,13
- Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2024, Klgl 3,22-23
- Gedanken zum Monatsspruch September 2024, Jer 23,23
- Gedanken zum Monatsspruch August 2024, Ps 147,3
- Gedanken zum Monatsspruch Juli 2024, Ex 23,2
- Gedanken zum Monatsspruch Juni 2024, Ex 14,13
- Gedanken zum Monatsspruch Mai 2024, 1 Kor 6,12
- Gedanken zum Monatsspruch April 2024, 1. Petr. 3,15
- Gedanken zum Monatsspruch März 2024, Mk 16,6
- Gedanken zum Monatsspruch Februar 2024, 2 Tim 3,16
- Gedanken zum Monatsspruch Dezember 2023, Lk 2,30-31
- Gedanken zum Monatsspruch November 2023, Hi 9,8-9
- Gedanken zum Monatsspruch Oktober 2023, Jak 1,22
- Gedanken zum Monatsspruch September 2023, Mt 16,15