In unzähligen Orten strömen die Menschen in diesen Tagen auf die Weihnachtsmärkte. Sie werden fast magisch angezogen von dem eigentümlichen Flair, das es nur in der Advents- und Weihnachtszeit gibt. Diese eigenartige Mischung aus Sehnsucht nach Wärme, nach Licht, Helligkeit im Leben, nach Glück, Geborgenheit, nach Lebensfreude und Wohlsein hängt mit Weihnachten, mit dem Kind in der Krippe zusammen, auch wenn das die meisten nicht beschreiben können oder sie sich es nicht so bewusst machen.
Der Spruch für diesen Monat steht gleich am Anfang des Johannesevangeliums. Er lautet: In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. (Joh 1,4) Im Wort Gottes brach in Jesus Christus Leben und Licht in unsere menschliche Welt hinein; nicht irgendein Leben und irgendein Licht, sondern göttliches Leben und göttliches Licht – für uns. Göttlich, weil zum einen dieses Wort Gottes bereits vor Gottes Erschaffung der Welt untrennbar zu ihm gehört – so lesen wir es in den vorhergehenden Versen. Zum anderen wird das durch das hier verwendete griechische Wort „zōē“ für „Leben“ ebenfalls deutlich gemacht. Es meint im Gegensatz zu „bios“ Lebensfülle, Lebensqualität, echtes, erfülltes Leben, bei dem nichts offen bleibt. Wir können auch „Heil“ dazu sagen –ein von allem Weltlichen entgrenztes Leben, das von göttlichem Lichtglanz und göttlichem Leben gänzlich durchdrungen ist. Und nach einem solchem Leben sehnt sich im Grunde des Herzens jeder. Es muss doch noch mehr geben als nur Arbeit und Vergnügen, als Sorge und Kummer, als Erfolg und Misserfolg, Gesundheit und Krankheit. Es muss doch auch noch dieses andere Leben geben: eines, das man fühlt, das sprudelt und überquillt und nichts mehr offen lässt. Und es muss doch auch Licht geben, eines, das den Durchblick hat im Chaos der Welt, im Durcheinander der verschiedenen Ideologien und Weltanschauungen und Klarheit bringt in die Dunkelheiten meines Lebens und der Welt.
Der Evangelist Johannes kennt die Sehnsüchte von uns Menschen und macht sie an Jesus Christus fest. Er war und er ist dieses wahre Leben, nach dem wir uns alle letzten Endes sehnen. Und er war und ist dieses Licht, das diesen göttlichen Glanz und diese Wärme in unsere Welt hineinbringt, um unsere Herzen zu erreichen und zu heilen, was zerbrochen ist.
Gott sei Dank erstrahlen auf etlichen Weihnachtsmärkten nicht nur die Lichterketten und Weihnachtsbäume, erklingen nicht nur Advents- und Weihnachtslieder und werden Köstlichkeiten dargeboten. Gott sei Dank ist auf manchen auch noch eine Weihnachtskrippe zu sehen mit Maria und Joseph und dem Jesuskind in der Krippe – selten jedoch so, dass sie die vielen Besucher zum Verweilen und Nachdenken einlädt, was wohl dieses Kind mit ihrem eigenen Leben und Sehnsüchten zu tun hat. Manche von ihnen werden dann auch die Christvespern und Weihnachtsgottesdienste besuchen. Da werden sie diese Botschaft hören: Gott kam in diesem Kind in unsere Welt, um unser Leben heil zu machen. Göttliches Licht und Leben für einen jeden Menschen, egal, wie sein Leben aussieht. Es gibt nichts Besseres für uns Menschen. Wer sein Herz diesem Kind öffnet und es aufnimmt, wird merken, wie sich Sehnsüchte zu stillen beginnen, weil wahres, echtes Leben und Licht das Leben durchdringen. Er, dieses Jesuskind, ist die wahre Quelle solchen Lebens. Und nur dieses Licht vermag alle Finsternis zu durchdringen und das Leben hell zu machen.
Unzählige Menschen bis heute haben dieses Wunder erfahren, danken Gott und besingen ihn. Johann Gottfried Herder hat uns ein solches Gebet hinterlassen:
Du Morgenstern, du Licht vom Licht.
Das durch die Finsternisse bricht:
Du gingst vor aller Zeiten Lauf
In unerschaffner Klarheit auf.
Du Lebensquell, wir danken dir,
Auf dich, Lebend´ger, hoffen wir.
Denn du durchdrangst des Todes Nacht,
Hast Sieg und Leben uns gebracht.
Bleib bei uns, Herr, verlaß uns nicht,
Führ aus der Dämm´rung uns zum Licht.
Bleib auch am Abend dieser Welt
Als Hilf und Hort uns zugesellt!