Freiheit – ein großes Wort, ein Grundrecht der Menschen, in unserem Land verfassungsrechtlich garantiert. Freiheit ist uns allen wichtig und wertvoll. Viele von uns hatten auch noch andere Zeiten erlebt, Diktaturen und Staatsgewalten, die den Freiheitsdrang der Menschen unterdrückten. Und anderswo in der Welt gibt es das leider noch massenweise. Wir empfinden so etwas zunächst als Einengung unserer Entfaltungsmöglichkeiten, unserer Kreativität, dann als Zwang und Unterdrückung. Das kann sogar die Luft zum Atmen nehmen. Kein Wunder, dass Unfreiheit schon immer bis heute oft große Flüchtlingsströme ausgelöst hat. Denn das Streben nach Freiheit gehört zum Mensch-Sein. Und überall dort, wo Freiheit beschnitten und unterdrückt wird, wehren wir uns dagegen – mit Recht, solange es jedenfalls nicht auf Kosten der Rechte und der Freiheit anderer geht.

Im Spruch für diesen Monat heißt es: Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2 Kor 3,17) Paulus schreibt das den Christen in Korinth. Dort gab es starke Spannungen innerhalb der Gemeinde. Es gab auch in ihr welche, die Freiheit ichbezogen auffassten und so die Liebe zum Nächsten, vor allem zum Mitchristen verletzten. Christliche Freiheit aber wurzelt im Kern in der Liebe, so Paulus im 1 Kor 10: Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten… Niemand suche das Seine, sondern das, was dem andern dient. Das Grundrecht auf Freiheit, die nicht auf Kosten anderer gehen darf, kommt dem schon etwas nahe.

Christliche Freiheit wurzelt im Kern in der Liebe. Wer einen anderen liebt, verzichtet freiwillig und selbstlos auf Möglichkeiten im Leben, die zuerst ihm selbst dienen und von denen er einen Vorteil hat. Er nimmt sich ganz selbstverständlich zurück zum Wohl des anderen, den er liebt. Doch eine solche Liebe durchzuhalten ist schwer. Der Mensch ist und bleibt ja ein Egoist, ein Sklave seiner selbst. Selbst wenn er angibt, einen anderen zu lieben, kann darin immer noch Berechnung zum eigenen Vorteil mitschwingen. Nur wenn er von einer ganz starken Liebe ergriffen ist, sie erwidert und von ihr durchzogen ist, wird er davon frei, aber nicht ein für alle mal. Solche Liebe braucht ständig Nahrung, sonst verkümmert sie.
Die stärkste Liebe ist die Liebe Gottes, wie sie uns in Jesus Christus ganz nahe gekommen ist. Menschen, die diese Liebe erwidern, indem sie ihm vertrauen und aus dieser Liebe heraus ihr Leben gestalten, verzichten auf ihren eigenen Vorteil und geben diese Liebe an andere weiter – zum Wohle aller, zum Segen und nicht zuletzt zum Frieden untereinander. Sie leben nicht auf Kosten anderer, sondern für andere. Und das macht sogar glücklich. Wer jedoch nichts für eine solche Liebesbeziehung tut, fällt wieder in gewohntes, übliches Verhalten zurück. Oder mit Worten der Bibel: Er denkt in allem, was er tut, mehr an sich selbst als an andere, hat zuerst sich selbst im Blick. Er wird wieder zum Sklaven seiner selbst - getrieben von seinen eigenen Wünschen nach Ruhm und Ehre, Macht und Einfluss, Geld, Besitz und Herrschaft, getrieben von Neid und Gier. Getrieben, weil er ständig dafür sorgen muss, dass es so wird oder so bleibt oder noch günstiger wird. Es muss sich im Endeffekt alles nur darum drehen.
Freiheit aber sieht anders aus. Sie besteht nicht im Drehen um sich selbst, gewissermaßen in Eigenliebe. Sondern sie gibt und schenkt von dieser Liebe Gottes weiter an andere – zu ihrem Wohl und zu unser aller Glück und Frieden. Sie geht quasi durch ihre Hände zu anderen hin.
Christliche Freiheit wurzelt im Kern in der Liebe Gottes zu uns und in der Liebe zu Gott, zu Jesus Christus, in der für die Mitmenschen alles getan wird, was ihr möglich ist. Dass wir Christen darin nicht müde werden, nicht gleichgültig und nicht herzlos, und die Kraft dazu immer wieder aufbringen, das hat mit der Liebe Gottes in Jesus Christus zu tun. Sie ist die Nahrung, die wir brauchen, um nicht wieder Sklave unserer selbst zu werden. Im Glauben an ihn wird sie uns durch seinen Geist geschenkt – immer wieder, wenn wir an ihm dranbleiben. Freiheit sichert uns zwar in einem gewissen Maße das Grundgesetz zu. Doch wirklich frei, nämlich frei vom ständigen Drehen um uns selbst, was letztlich die Menschheit und uns selbst auch in den Abgrund führt, werden wir erst durch den Geist Jesu Christi. Deshalb sollen uns die Worte des Paulus wichtig sein: Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.