Ein neues Jahr hat begonnen. Das alte Jahr lassen wir zurück und möchten am liebsten auch zurücklassen, was uns in ihm nicht gefiel. Doch so einfach ist das nicht. Denn was wir zurücklassen, ist ja nur ein von uns Menschen gesetzter Zeitabschnitt von 365 Tagen. Wir gehen in das neue Jahr nicht ohne das, was wir im vergangenen Jahr erlebt haben an Gutem und Schönem, aber auch an Traurigem, Notvollem und an Elend. Und auch die Angst und Furcht, in die viele gerieten, ist am Jahresende nicht einfach weg. Was auch immer dazu führte – Angst vor tödlicher Krankheit, Existenzangst, Versagensängste, Verlustängste, Angst um den Arbeitsplatz, Angst um die Familie, Angst vor Terror und Angst vor Überfremdung angesichts riesiger Asylantenströme in unser Land – auch im neuen Jahr werden wir mit allen Ängsten, Schwierigkeiten und Problemen leben müssen. Vielen Menschen kommt das jedoch zu schwer vor. Sie resignieren und verzagen. Was kann uns helfen?

Im 2 Tim 1,7, dem Spruch für den Monat Januar, steht: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Wir müssten heute besser übersetzen: Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben... Das sagt der Verfasser dieses Briefes zuerst dem Timotheus, der also ein Amt in der Kirche hatte, meint aber im Grunde genommen alle Christen.

Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben. Die Aufgaben in der Welt und in unserem Leben sind groß. Wir wollen Frieden überall haben, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Wir wollen Glück, Gesundheit und Erfolg im eigenen Leben, für unsere Familie und die Nächsten. Und doch sind wir oft eher skeptisch, ob alles so wird, wie wir es uns vorstellen und gern hätten. Manchem kann der Mut sinken, sich weiterhin für all das Gute und Erstrebenswerte einzusetzen. Was hilft gegen solche Verzagtheit? Timotheus wird in den beiden Versen vorher an seine Großmutter und Mutter erinnert, durch die er zum Glauben kam. Er wird an den Anfang seines Glaubens und Dienstes geführt, an die Zusage und das Spüren des Geistes Gottes. Er soll sich daran festhalten, um seiner Verzagtheit widerstehen zu können.

Gott hat uns allen, die wir getauft sind, seinen Geist gegeben - und nicht einen Geist der Verzagtheit, der Furcht und der Feigheit. Gehen auch wir einmal zurück in unseren Erinnerungen. Wenn wir uns dem Geist Gottes nicht verschlossen haben, so hat sicherlich jeder Momente erlebt, in denen er besonders Gottes Geist gespürt hat, der uns erfüllte, frei machte und befähigte, auch Schwieriges, aussichtslos Erscheinendes und Furchtsames anzupacken. Es ist wichtig, uns daran zu erinnern und dieser Erinnerung an das Wirken von Gottes Geist in uns Raum zu geben. So kann die Furcht und Verzagtheit weichen. Dort, wo wir resignieren und aufstecken wollen, können wir sein Wirken erwarten als die Kraft, unsere eigenen Lasten und die der anderen mitzutragen, als die Liebe, die den anderen gelten lässt und seine Andersartigkeit als Bereicherung erlebt, und als die Besonnenheit bzw. Gelassenheit, die aus der Besinnung auf die wahren Werte erwächst.

Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht (bzw. Verzagtheit), sondern einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Diese Gaben Gottes zielen auf das Alltägliche, auf die Bewältigung unseres Alltages und der unserer Mitmenschen. Gottes Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit ist mehr als Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. Kraft, Liebe und Besonnenheit sind Gaben, die von ihm kommen. Er gibt sie uns, damit im Alltagsleben die Menschenfreundlichkeit Gottes durchscheint, es verändert und erleichtert.

Oft hören wir die Floskel: „Das neue Jahr fängt ja gut an!“ Mit dem Monatsspruch ist es auf jeden Fall aber so. Er erinnert uns, auf diese Gaben zu vertrauen, sie wachzurufen und sie zu gebrauchen.