Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Gott ist Liebe. Das ist ein gewaltiger Satz. Und ganz zu begreifen ist er niemals. Ja, viele Menschen lehnen ihn sogar für sich ab. Zu groß die Not, zu schwer das Leid, zu ungerecht das Schicksal. „Wenn Gott ein Gott der Liebe ist, so dürfte mir und anderen so ein Ungemach nicht zustoßen.“
Wir alle kennen solche Gedanken und ein solches Reden. Wir sind ja selbst oft angefochten, weil uns etwas in die Quere kommt, was uns nicht gefällt, und hadern mit unserem Schicksal und manchmal auch mit Gott. Angesichts dessen, was Menschen oft ertragen und erdulden müssen, scheint dieser Satz „Gott ist Liebe“ gegen alle Realitäten in dieser Welt zu sprechen.

Doch hier halten wir einmal kurz inne. Kann es sein, dass dahinter ein falsches Gottesbild steckt? Klar, wir alle wünschen uns ein Leben ohne Leid und Tod, ohne Hass und Unfrieden und Ungerechtigkeit, eines voller Glück und Zufriedenheit und wissen dabei, dass wir das meiste davon gar nicht selbst in der Hand haben. Wenn Gott ein Gott der Liebe ist, dann kann man von ihm doch eigentlich erwarten, dass solche Wünsche alle in Erfüllung gehen?
In der Bibel lesen wir aber nichts darüber, dass Gott uns zugesagt hat, von uns Menschen in dieser Welt alles fernzuhalten, was einem Leben wie im Paradies entgegensteht. Er erspart uns vieles nicht, aber er führt uns hindurch, indem er uns die Richtung weist, uns stärkt, an die Hand nimmt und schließlich herausführt aus allem Elend dieser Welt. An seinem Sohn Jesus Christus, der leiden musste, gekreuzigt wurde, starb und wieder auferstand von den Toten, erkennen wir Gottes unermessliche Liebe, die niemanden aufgibt. Das Ziel der Liebe Gottes heißt „Versöhnung“! Sie will die von Gott Fernen, von ihm Abgefallenen und die Verlorengegangenen für sich wiederhaben. Gott mit seiner Liebe ist kein Wünsche-Erfüller – so sehr er auch haben will, dass wir um all dies bitten sollen, und wir uns freuen und dankbar sein dürfen, wenn er uns in unserem Leben mit der einen oder anderen Gabe segnet –, sondern Gott mit seiner Liebe will viel mehr: wahres, unzerstörbares, vollendetes und in seiner Hand geborgenes Leben für einen jeden von uns.

Menschen, die diesem Gott vertrauen, die wissen sich umfangen und eingehüllt in eine solche Liebe Gottes, über die Martin Luther mit einem wunderschönen Bildwort schreibt: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da reichet von der Erde bis zum Himmel.“
Es gab und gibt viele Menschen, die in dieser Liebe blieben und ihrerseits mit ihrem Wirken diese Liebe an andere verströmten: Elisabeth von Thüringen und Mutter Theresa, Franz von Assisi und Maximilian Kolbe, Martin von Tours und Martin Luther King und unzählig viele mehr als nur diese bekannten Namen. Die Spur ihres segensreichen Wirkens verwischt sich nicht – ob weltweit oder aber auch in der Verwandtschaft, im eigenen Ort, der Kirchgemeinde, der Region.

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Wir brauchen keine Sorgen zu haben: Die Liebe tut uns die Augen auf, dass wir sehen, was nach Gottes Willen zu tun ist, wo wir also in der Liebe tätig werden können. Und nichts brauchen die Menschen mehr als die Liebe. Sie hat es aber gerade in unseren Tagen schwer. Nicht Liebe und Zuwendung bestimmen in heutiger Zeit das Klima in unserer Gesellschaft und in unserem Land, sondern verstärkt Abgrenzung und Ausgrenzung, Gleichgültigkeit, Egoismus und Hass.
Es sind nicht wenige, sondern viele, die auf Liebe warten: Kranke und Einsame, Hilfsbedürftige, Traurige und Niedergeschlagene. Sie alle warten auf ein wenig Zeit von uns, auf ein geduldiges, offenes Ohr, ein bevorstehendes und tröstendes Wort. Es gibt eine Menge Menschen um uns herum, die bewusst oder unbewusst darauf warten, dass irgendwer ihnen eine kleine Freude macht. Es sind ja vielmals die kleinen Dinge, die unser Leben hell oder auch dunkel machen.
Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Und wir brauchen keine Sorgen zu haben, dass sich diese Liebe verbraucht. Manchmal scheinen uns die Kräfte auszugehen, auch die Motivation. Liebe auszuteilen ist schön, aber oftmals anstrengend und fordert uns. Wer in der Liebe Gottes bleibt, mit anderen Worten, wer hinter allem, was ihm an Gutem, Schönem, Tröstlichem und Befreiendem widerfährt, Gottes Liebe sieht, ihm dankt und aus solcher Liebe lebt, der bleibt in Gott. Und das heißt: Gott sorgt sich um ihn, stärkt ihn, gibt neue Hoffnung und neuen Mut, sich anderen erneut zuzuwenden und für sie da zu sein.

Vor allem der 1. Johannesbrief spricht davon, dass sich die Liebe Gottes in der Liebe zum konkreten Mitmenschen zeigt. Und im Spruch für diesen Monat dürfen wir es in komprimierter Weise erneut hören und dankbar in uns aufnehmen: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.