Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende (Pred 3,11).

Er, Gott, hat alles schön gemacht zu seiner Zeit. Diesem Satz können nicht alle vorbehaltlos zustimmen. Gewiss, es gibt viel Schönes um uns herum: die Natur, die zu allen Jahreszeiten ihre Pracht entfaltet und uns staunen lässt, die Künste, die unser Herz erfreuen, die vielen Annehmlichkeiten, die wir durch den menschlichen Fortschritt erreicht haben und vieles, vieles mehr. Doch viele Menschen verweisen sehr schnell dann auch auf all das, was nicht gut ist in der Welt, auf das Grausame, was in ihr geschieht, auf die Schicksalsschläge, die den Menschen treffen, auf die Mühe und Plage, die wir in unserem Leben haben und worin wir oft kaum einen Sinn sehen.

Die Welt ist nicht gut. Kohelet - oder Prediger Salomo, wie er sich an seinem Buchanfang nennt, - sieht das genauso. Er hat einen realistischen Blick und sieht wie auch wir oft, dass die Mühen und das Tun des Menschen vielmals vergeblich sind und der Mensch nicht Herr seines Schicksals ist, sondern ihm in seiner Entfaltung und in seinem Wissen Grenzen und viele offene Fragen zum Sinn seines Lebens bleiben.


Die Welt ist nicht gut, doch sie ist schön, sagt Kohelet. Gott hat sie schön gemacht. Keiner kann in dieser Welt leben, ohne an der Schönheit der Schöpfung vorbei zu gehen. Sie ist ein Abglanz der – so kann man im Blick auf die Schöpfungsgeschichte 1 Mo 1,31 auch sagen – Schönheit Gottes. Die Welt, die Schöpfung, die Geschöpfe, wir Menschen sind schön. Das ist mehr als das Notwendige, also das Gute, das der Mensch zum Leben braucht. Denn ohne das Schöne erstirbt auch das Notwendige. Der Mensch bedarf des Schönen, weil darin der Abglanz der Schönheit Gottes liegt und sich in ihr die Güte Gottes zu uns zeigt trotz aller Mühe und Plage, trotz manchem sinnlosen und vergeblichen Tun. Weil uns Grenzen im Leben bleiben und wir unser Schicksal nicht in der Hand haben, so sollen wir mit der Güte Gottes, die sich in der Schönheit der Schöpfung zeigt, rechnen. Das ist tröstlich, und es macht Mut, das Leben dennoch zu genießen und alles zu tun, um sich und anderen zu einem glücklichen und gelungenen Leben zu verhelfen.

Uns und anderen zu einem glücklichen und gelungenen Leben zu verhelfen, das also sollen wir tun. Und wir können das auch. Denn Gott hat die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt, so Kohelet. Das ist in etwa so zu verstehen: Gott hat dem Menschen die Aufgabe gegeben, unaufhörlich über seinen Augenblick hinaus Fragen zu stellen, um schließlich das Richtige tun zu können.
Wir erkennen, Kohelet weiß, wie wir und warum wir Menschen so „ticken“. Der Mensch muss immer mehr wissen wollen, als er herausfinden kann. So wirkt Gott in der Welt – nicht ohne oder gegen uns, sondern mit uns, indem er die Ewigkeit in unser Herz gelegt hat.

Doch sein Plan dazu bleibt dem Menschen verborgen. … nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende, so der realistisch und philosophisch denkende Weisheitslehrer Kohelet. Menschlichem Erkennen, Wissen und Möglichkeiten sind also dennoch Grenzen gesetzt. Der Durchblick durch das Ganze, der sinnvolle, aber verborgene Plan Gottes bleibt dem Menschen im Einzelnen und auch grundsätzlich entzogen. So sah es nicht nur Kohelet. So sehen es z. B. trotz atemberaubender Erkenntnisse in den heutigen Wissenschaften die Wissenschaftler auch, wenn sie sagen, sie seien gewiss, dass es dem Menschen niemals möglich sein wird, die letzten Geheimnisse der Welt und unseres Daseins zu ergründen. Das erfahren auch wir fast täglich.
Eine solche Einsicht kann lähmen, weil sie scheinbar keinen „Gewinn“ bringt. Kohelet würde dann sagen, das Streben des Menschen nach Erkenntnis und Wissen sei eitel, unnütz, so wie er viele Bemühungen des Menschen als eitel charakterisiert. Nein, eitel ist es nicht und soll daher auch nicht lähmen. Im Gegenteil. Denn solches menschliche Streben und Handeln hat ja ein Gegenüber – Gott mit der Schönheit seiner Schöpfung, mit seinem Wirken, um die Welt zu erhalten, indem die Ewigkeit in die Herzen der Menschen legt, auch wenn wir seinen Plan nicht kennen. Darüber können wir ihm gegenüber nur ehrfurchtsvoll staunen. Wir können zwar nicht wissen, was gelingt. Wir können aber auch nicht mit Sicherheit wissen, dass gar nichts gelingt. Es könnte nämlich sein – und das ist überraschend -, dass alles miteinander gelingt, dass zwei von zwei unserer Aktivitäten gut geraten, 100% also. Wir können nicht wissen, was Gott tut. Aber wir können auch nicht wissen, ob er nicht doch alles zusammen gut macht und gelingen lässt, jedenfalls es besser wird, als wir mit unserer skeptischen Meinung erwarten. Manchmal denken wir, es klappt sowieso nicht, oder am Ende ist das auch wieder nicht so richtig oder vergeblich. Doch Gott kann alles gut machen. Darauf können wir immer wieder hoffen und uns freuen, wenn es so wird, wie wir es uns vorstellten.