Die vielen Geschichten über den König David beeindrucken vor allem Kinder immer wieder. Am bekanntesten ist wohl die vom Kampf gegen Goliath, durch den der Krieg gegen die Philister entschieden wurde.
Der kleine Hirtenjunge David wurde ein erfolgreicher Krieger unter König Saul im Kampf gegen die Philister und betrieb eine von Realismus geprägte, zielbewusste Politik. Schließlich machten ihn Männer aus Juda, dem Südreich, zu ihrem König. Jahre später wurde er auch König des Nordreiches. Nach der Eroberung der damals schon 1000 Jahre alten und außerordentlich stark befestigten Stadt Jerusalem machte er diese Stadt zur Hauptstadt seines Königreiches. Er holte schließlich auch die Bundeslade, das machtgeladene Führungssymbol, das die zwei steinernen Tafeln mit den 10 Geboten enthielt und die zeitweise in der Hand der Philister war, nach Jerusalem, um der Stadt auch eine sakrale Würde zu verleihen. König David war über die Jahre so zu Macht und Ruhm gekommen. Er plante nun, dem Gott Israels hier nun einen Tempel zu bauen. Der Prophet Nathan richtete ihm Gottes Antwort darauf aus. Nicht er solle Gott ein Haus bauen, sondern Gott wird ihm ein Haus bauen und ihm und seinen Nachkommen ein ewiges Königtum schaffen.
Das müsste doch in den Ohren Davids wie Musik geklungen haben und größte Freude und Wonne auslösen! Erfüllung aller Wünsche, die ein König nur haben kann! Doch nichts dergleichen. David ist darüber sehr verwundert und sagt das auch Gott. Wer sei er denn, da er doch alles, was bisher erreicht wurde, nur als sein Knecht getan habe. Dann jedoch lobt er Gott mit den Worten unseres Monatsspruches: Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir (2 Sam 7,22).

Das ist, das erkennen wir sofort, auch ein Bekenntnis, zumal, wenn wir den vollständigen Satz lesen: Darum bist du groß, Herr HERR! Denn es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir nach allem, was wir mit unsern Ohren gehört haben.

Welch ein exklusives Bekenntnis zu seinem Gott, dem Gott Israels! David und auch die, die später seine Geschichte aufgeschrieben haben, kannten auch andere Götter, z.B. die vielen Götter der Kanaanäer. Sie wohnten mit den Israeliten im gleichen Land, verehrten jedoch ihre Götter. David aber, wörtlich übersetzt: „Du hast dich, Herr HERR, als groß erwiesen, denn niemand ist dir gleich. Und es gibt keine Gottheit außer dir nach allem, was wir mit unseren Ohren gehört haben.“ Mit anderen Worten: Dir, Gott, können sie nicht das Wasser reichen. Du bist großartig. Du bist einzigartig. Sie sind Nichtse. Denn David sieht - so ist aus dem Textzusammenhang zu erschließen: Deine Geschichte mit mir, mit deinem Volk, ist von Anfang an eine Geschichte der Rettung aus Not und vor dem Untergang. Und in deiner Zusage eines ewigen Königtums für dein Volk hältst du auch seine Zukunft in deinen Händen.

Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir. Vielen wird ein solches Bekenntnis, heute gesprochen, aufstoßen. Wir reden von Toleranz und Respekt gegenüber anderen Religionen. Kann man da so großspurig daherkommen? Verletzt man da nicht diejenigen, die anders glauben, oder auch die, die an gar keinen Gott glauben?

Islamisten z.B. halten nichts von Toleranz und Respekt für die, die nicht an ihren Gott glauben. Sie metzeln sie oft sogar nieder, verbreiten Angst, Schrecken und Terror – und alles im Namen ihres Gottes Allah.
In Indien und auch anderswo gibt es Hindus, die wegen ihres Glaubens an ihre vielen Götter auch keinen Respekt und Toleranz gegenüber Andersgläubigen aufbringen und auch manchmal militant werden.
Das Christentum ist in seiner Geschichte jedoch auch nie frei davon gewesen. Gerade in der Zeit der Kreuzzüge oder später bei den kolonialen Eroberungen vieler Länder wurden Andersgläubige im Namen Gottes oft grausam niedergemetzelt. Toleranz war ein Fremdwort. Für die Durchsetzung der eigenen Glaubensüberzeugungen musste notfalls mit der Waffe gekämpft werden, koste es, was es wolle.

Ich denke, David hätte sich entschieden dagegen ausgesprochen, anderen den eigenen Glauben mit Gewalt überzustülpen. Er selbst hatte nie Krieg geführt gegen andere Völker und Stämme, um sie zu „bekehren“. Seine Kriege und die der anderen Kriegsmänner und Könige im alten Israel waren aufgedrängte Kriege, um Israel zu verteidigen und zu erhalten – auch in religiöser Hinsicht -, was ganz dem Willen Gottes entsprach, der sein erwähltes Volk nicht aufgibt. Selbst das Abschlachten vieler Priester der kanaanäischen Baalsgötter und Aschera am Karmel (1 Kön 18) diente nicht der Ausrottung der anderen Glaubensüberzeugungen. Aufgrund der Vielschichtigkeit der Erzählung, ihrer Überhöhung und anderer Beobachtungen ist völlig unklar, in welchem Umfang eine kultische Auseinandersetzung am Karmel-Heiligtum überhaupt Anlass zu den Ausschreitungen gegen die Baalspropheten war.

David hatte in seiner Geschichte mit Gott, in der Geschichte Israels mit diesem rettenden und durch alle Gefahren und Bedrängnisse führenden Gott und in der Zusage des ewigen Königtums, ihn in einer Weise am Werke gesehen, wie es die Götter anderer Völker nicht vermochten. Zu diesem Gott bekennt er sich mit den lobenden Worten: Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir.

Bekenntnisse sind nie gegen jemanden gerichtet. Bekenntnisse geben Zeugnis darüber, wie wir als Einzelne oder auch als Glaubensgemeinschaft Gott erfahren haben – in unserem Leben und in unserem Ergehen. Wir dürfen sie nicht anderen Menschen überstülpen, schon gar nicht mit Gewalt. Denn wie sich Gott einem Menschen offenbart und sich ihm als Gott erweist, darin ist er frei. Das ist auch ein gewichtiger Grund für die Religionen, respektvoll miteinander umzugehen trotz abweichender Glaubens- und Wahrheitsgewissheiten.

Seinen Glauben an den dreieinigen Gott bekennen. Das müssen wir nicht mit den Worten des David tun. Das können wir auch anders, nämlich so, wie wir den dreieinigen Gott in unserem Leben erfahren haben – als einen, der uns liebt und in solcher Liebe nicht fallen lässt, sondern uns wie Jesus Christus hält und trägt in den Strudeln des eigenen Lebens selbst durch den Tod hindurch. Das Bekenntnis der Kirche über Gott, der in seiner Liebe niemanden aufgibt, sondern jedem in seiner Not, in seinem Leid und in seinem Elend nachgeht, der die Wunden des Lebens lindert und heilt, der Schuld vergibt, der tröstet, das ist unverzichtbar. Doch ebenso wichtig ist das Erzählen über Gottes Wege mit uns überall dort, wo wir meinen, dass unsere Gotteserfahrung und unser Glaube dem anderen auch helfen könnte. Das können z.B. kleine Gespräche über den Gartenzaum hinweg zur kranken Nachbarin sein, am Arbeitsplatz zum Kollegen, in dessen Ehe es kriselt, zu Verzweifelten im Bekanntenkreis, die in einer Lebenskrise stecken. Unsere Erfahrungen mit Gott und in unseren Glauben nicht für uns behalten, sondern darüber erzählen. So bekennen wir gegenüber anderen unseren Glauben und loben dabei unseren Gott, der „unzählig viel zugut bis hierher hat getan“ (EG 321,1). Und indem wir das tun, erzählen wir anderen etwas von der Großartigkeit und Einzigartigkeit unseres Gottes.