Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Diese letzten Worte Jesu an seine Jünger sind unser Monatsspruch. Welche Bedeutung hatten sie für die Jünger? Welche haben sie für uns heute?

Die Jünger waren nach der Auferstehung Jesu auf sich allein gestellt – unsicher, was nun zu tun sei. Als seine stets von ihm lernenden Anhänger, das waren sie in seiner irdischen Zeit, waren sie jetzt ein kleines Häuflein inmitten einer Volksgemeinschaft, die Jesu Botschaft ablehnte und von der sie immer weniger akzeptiert wurden. Trotz großer Freude über seine Auferstehung blieben sie im Besonderen deswegen auch jetzt noch Angefochtene, Zweifelnde und Ratlose. Was also tun? Nun erscheint ihnen Jesus Christus ein letztes Mal und gibt ihnen einen dreifachen Auftrag. Ihn können wir wie folgt verdeutlichend umschreiben:
Geht hin, geht zu den Menschen, die mich in ihrer Verlorenheit, ihrem Zweifel, ihrer Schuld, ihrer Not, ihrem Elend, ihrer Hoffnungslosigkeit und ihrem Gefühl der Sinnlosigkeit brauchen! Geht hin zu ihnen, wie ich zu ihnen hingegangen bin!
Tauft sie, damit sie zu mir gehören. Denn mir ist grenzenlose, nie vergehende Gewalt im ganzen Kosmos gegeben, um die Menschen zu befreien von allen Übeln und Mächten und ihnen zu dienen.
Lehrt sie, was es mit dem Reich Gottes und Gottes Liebe auf sich hat, indem ihr das alles so verkündet, wie ich es tat, und danach lebt, so wie ihr es bei mir gesehen habt! Lehrt sie dies alles, denn meine Verkündigung zum Heil der Menschen muss weitergehen.

Was sie als Jünger nun tun sollen, haben sie also gehört. Doch ob sie das auch können – im Glauben fest bleiben, seine Lehre treu und gegen alle Widerstände verkünden, die Menschen so lieben und ihnen dienen, wie er es vorgelebt und verkündet hatte?
Jesus Christus will ihnen all ihre Zweifel nehmen und sagt ihnen zu: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Vom griechischen Urtext her heißt das so viel wie: Ich, der solche Macht und Gewalt hat, bin bei allem, was ihr als meine Jünger redet und tut, mit euch, begleite euch, bin für euch da, bis zum Ende, bis zur Vollendung der Weltzeit.
Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Die Jünger machten in der Zeit danach immer wieder Erfahrungen von Jesu Nähe. Er stand ihnen bei. Er gab ihnen zur rechten Zeit das rechte Wort und helfende Menschen, bewahrte sie in schwierigen Situationen und machte sie gewiss, dass er selbst im Tod bei ihnen ist. Vor allem die Apostelgeschichte erzählt darüber.

Und so ist es bis heute. Christen, die mit Jesus Christus Ernst machen, wissen ihn in ihrer Nähe und sind dankbar für seine Hilfe und Begleitung, auch wenn davon rein äußerlich betrachtet die Welt kaum besser geworden ist.
Der Dichter Heinrich Böll wurde vor etwa 60 Jahren gefragt: „Was halten Sie vom Christentum?“ Böll gab seiner großen Enttäuschung Ausdruck: „Die Welt ist nicht anders geworden. Trotz der Christen.“ Aber dann fährt Böll fort: „Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache, und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe für die, die der heidnischen wie der gottlosen Welt nutzlos erschienen und erscheinen… Ich glaube an Christus, und ich glaube, dass 800 Millionen Christen auf dieser Erde das Antlitz dieser Erde verändern können.“

Niemand muss in dieser Welt mutterseelenallein sein und sich gottverlassen fühlen. Denn wir haben einen Herrn, den wir täglich erfahren dürfen. Es gibt keinen Ort, wohin seine helfende Hand nicht reichte. Und es gibt keinen Tag und keine Nacht, an dem er nicht in Reich- und Rufweite ist. So wird wahr und ist wahr, was sein Name, den er nach seiner Geburt auch bekommen hatte, ausdrückt: Immanuel - mit uns ist Gott. Das ist es auch, was uns das gesamte Evangelium des Matthäus zeigen will: Gott ist mit uns in Jesus Christus. Keiner muss allein sein und allein durch sein kompliziertes und oft mühsames Leben gehen. Er ist da. Selbst wenn wir an ihm und unserem Glauben zweifeln, selbst dann ist er da, wie wir am zweifelnden Petrus erkennen.

Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende:
Da, wo es euch gut geht, und da, wo ihr es schwer habt.
Überall da, wo ihr als Christen tätig seid: in der Verkündigung von Gottes Wort und im dienenden Handeln an den Menschen.
Da, wo ihr euch um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung müht als Politiker und Wissenschaftler, als Arbeiter in eurem Beruf, als Mensch überall dort, wo ihr euch dafür engagiert.
Da, wo auch immer euch Not, Armut und Elend begegnen: in den Krankenhäusern und Pflegeheimen bei den Kranken und Sterbenden, bei den Opfern von Kriegen und Naturkatastrophen.

Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Das ist jedem einzeln in der Taufe versprochen.
Dazu sind wir getauft. Martin Luther hat sich damit immer wieder getröstet. Es soll auch uns trösten und stärken. Wer niedergeschlagen ist und nicht weiß, wie es weitergehen soll, kann durch Christus neuen Mut fassen. Er ist mit uns auf allen Wegen unseres Lebens. Deshalb können wir uns an ihm, dem alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben ist, getrost festhalten.