Schlafmütze sagen wir zu jemandem, der nicht bei der Sache ist, die ihn eigentlich angeht. Schlafmützen verpassen den Tag, merken nicht, was um sie herum geschieht. Und dabei bemerken sie auch nicht die Gefahr, in der sie sich oder andere möglicherweise befinden.
Schlafmützen sind z.B. als Pfleger oder Schwestern auf einer Intensivstation nicht zu gebrauchen. Auch ein Lokführer muss hellwach, also bei der Sache sein. Ebenso der Autofahrer, der Fußgänger, der Lehrer, der Arbeiter am Fließband, der Soldat, Eltern, Kinder usw., im Grunde genommen jeder Mensch.
Schlafmützen sind nicht bei der Sache, die sie eigentlich angeht und sind nicht bei ihren Aufgaben, die sie zu erledigen haben. Das kann fatale Folgen haben – für denjenigen selbst und für andere. Deshalb werden sie oft zum Durchhalten aufgefordert, damit sie dranbleiben. Durchhalteparolen, Weckrufe gegen solche Schläfrigkeit, die uns in vielen Bereichen des Lebens hin und wieder übermannt. Durchhalteparolen und Weckrufe – ob im gesellschaftlichen oder politischen Umfeld, in der Familie, am Arbeitsplatz usw. Sie sind oft nötig gegen das Nachlassen einer gespannten Aufmerksamkeit. Manchmal aber gleiten sie ab in Drohungen: „Wenn ihr euch nicht zusammenreißt, dann werde ich euch das spüren lassen!“

Jesus traf seine Jünger oft schläfrig an. Beispielsweise als einige von ihnen im Garten Gethsemane einschliefen statt zu beten, während er in Todesangst im Gebet mit seinem himmlischen Vater darum rang, von ihm den bitteren Kelch zu nehmen.
Jesus kennt uns Menschen. Er weiß, wie anstrengend es oft ist, wachsam, gespannt aufmerksam zu sein. Gedroht hat er ihnen deshalb nicht, es jedoch mahnend angesprochen, so auch in dem Spruch für diesen Monat: Wachet! (Mk 13,37)

Dieses mahnende Wort steht vor dem Anfang und am Ende des sogenannten Türhütergleichnisses (Verse 34-36). Damit macht Jesus deutlich, warum das Wachsam-Sein wichtig ist: Gott wird sein Reich vollenden – zu einer Zeit und Stunde, von der niemand weiß. Dann wird, so hatte es Jesus immer verkündet, alles anders sein – vollendete Schöpfung und damit zugleich das Ende von Leid und Tod, Not und Schuld, also Rettung bzw. Heil für die, die ihn erwarten, Unheil für die, denen das egal ist und die ihn nicht (mehr) erwarten.
Die nach Ostern sich bildenden christlichen Gemeinden erinnerten sich an seine Worte. Sie sind ihnen wichtig geblieben. Denn auch sie wussten ja nichts von der Zeit und Stunde, da Gott, nun vertreten durch seinen Sohn Jesus Christus, kommen wird, und damit die gegenwärtige Weltzeit zu Ende geht, Gott seine Schöpfung vollendet und den Menschen zum Heil oder Unheil wird. Sie haben diese Worte aufgeschrieben. Markus z.B. hat sie in sein Evangelium aufgenommen, damit auch wir wissen, dass Gott in Jesus Christus ganz gewiss kommen wird – ohne Ankündigung von Zeit und Stunde. Denn auch wir verlieren das vor lauter Geschäftigkeit und Beschäftigung mit den Dingen der Welt ganz schnell und leicht aus dem Auge.
Wachsamkeit also ist erforderlich, eine gespannte Aufmerksamkeit, um unser Heil nicht zu verpassen. Darum geht es im Kern. Wir sollen mit Gott rechnen – mit seiner Gnade und Güte. Wir sollen deshalb unsere Sehnsucht auf ihn richten - voller Dankbarkeit für seinen Segen und die Zeit, die er uns schenkt.

Sein Kommen braucht niemanden zu fürchten, der so seine Aufmerksamkeit auf ihn richtet. Da verliert sich auch die Angst, die uns hin und wieder überfällt angesichts all des Schrecklichen, was wir Tag für Tag um uns herum oder in unserem Leben erfahren.
Neulich sagte eine sehr gläubige Frau zu mir: „Was jetzt alles passiert an Mord und Totschlag, an Hass und Gewalt. Unbegreiflich! Das macht mir eine solche Angst. Ich glaube, es geht jetzt auf das Ende der Welt zu. Schrecklich, schrecklich!“
Ja, es ist schrecklich, was derzeit in unserer Welt passiert. Aber dass dies Zeichen des Endes sind, muss man verneinen. Christus kommt plötzlich – ohne irgendeine Vorankündigung, so wie er es uns im Türhütergleichnis mitteilt.

Was wir derzeit in der Welt erleben, versetzt uns in Angst und Schrecken. Nicht schrecklich aber ist sein Kommen. Denn es bringt mit sich Erlösung von den Übeln dieser Welt. Wir werden aufgehoben und vollendet sein in Gottes ewigem Reich. Wer wachsam ist, wird dies nicht verpassen und wird schon heute Sinn, Glück und Erfüllung seines Lebens erfahren – trotz des Schrecklichen in der Welt. Daher – und weil wir oft in unserer gespannten Aufmerksamkeit auf sein Kommen nachlassen – ist dieses Wort Jesu für uns ganz wichtig: Seid wachsam!