Adressbücher sind eine feine Sache – ob als kleines Heft oder heutzutage auch in digitaler Form. In ihm stehen Namen, Geburtstage, Adressen. Fast jeder von uns hat so eines. Darin halten wir Namen und Angaben fest von Verwandten, Freunden, Bekannten usw., von Menschen also, die uns wichtig sind, die wir nicht aus dem Auge verlieren wollen.

Oft jedoch korrigieren wir darin Adressen oder streichen auch welche durch, weil die Menschen weggezogen oder auch verstorben sind oder sie uns - aus welchen Gründen auch immer - unwichtig geworden sind und wir nichts mehr miteinander zu tun haben. Neue Adressen kommen natürlich hin und wieder auch hinzu.

Wenn wir unser Adressbuch einmal aufmerksam durchgehen, so kann es uns viel erzählen von Freude und Traurigkeit, von Beziehungen zueinander, von Schuld und Verständnis zwischen Menschen. Es erzählt etwas von unserer je eigenen Geschichte, auch, was gut und was schiefgelaufen ist in unserem Leben.

Jesus hat einmal zu seinen Freunden, seinen Jüngern gesagt: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind (Lk 10,20). Wie in einem Bürgerverzeichnis beim Einwohnermeldeamt sind ihre Namen im himmlischen Buch, also bei Gott festgehalten. Sie gehören damit zu ihm. Im Gegensatz jedoch zu uns streicht er darin keinen Namen durch, lässt sie also niemals fallen. Denn bei ihm gibt es keine hoffnungslosen Fälle und wird auch niemand abgeschrieben.

Was aber will Jesus damit sagen, wozu kann uns sein Wort helfen?
Hilfreich ist, darauf zu achten, in welchem Zusammenhang Jesus dies sagt. Er hatte 72 seiner Jünger ausgesandt, dass sie seine frohe Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes, von der beginnenden Heilszeit, in den Dörfern und Städten verkünden und sie diese in seiner Vollmacht auch mit Wundern zeichenhaft vor Augen führen. Nun waren sie zurückgekommen und berichteten voller Freude, dass sich ihnen sogar Dämonen unterwerfen mussten. Jesus erklärte ihnen kurz, warum es ihnen möglich war: Er sah, wie der Satan aus dem Himmel gestürzt wurde. Und weil er nun seinen Jüngern die Vollmacht gegeben hatte, die Mächte dieses Feindes zu überwinden, konnte ihnen kein Leid geschehen und konnten auch sie Wunder vollbringen wie er selbst. Seine Rede an die Jünger schloss er mit dem Satz: „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“
Natürlich ist es verständlich, dass sich die Jünger darüber gefreut hatten, in seiner Vollmacht solche Macht zu haben. Doch das, so ist Jesus zu verstehen, ist nicht die Hauptsache. Zu Gott zu gehören, treffender gesagt, unverlierbar in Gottes Herz eingeschrieben zu sein, das ist die Hauptsache. Aus diesem Grund konnten ihnen die Mächte des Bösen, die zwar gebrochen, aber noch nicht beseitigt sind, nichts anhaben. In Gottes Herz eingeschrieben zu sein, das ist deshalb der eigentlich wahre Grund zur Freude. Denn entscheidend für unser Heil ist nur, dass Gott zu uns steht. Was uns auch anficht und gegen uns steht – Leid, Krankheit und Schuld -, es kann uns zwar an den Rand der Verzweiflung treiben, aber letztlich nicht von ihm reißen. Das ist das wirklich große Wunder, das Glaubende gegen allen Anschein dieser Welt dann auch immer wieder erfahren.

Wie werden aber nun unsere Namen in den Himmel geschrieben bzw. wie werden sie in Gottes Herz eingeschrieben? Diese Frage stellt sich nun natürlich.
Es ist Jesus Christus, der Sohn Gottes, der bei Gott für den, der an ihn glaubt, eintritt und für ihn gutspricht. Jesus Christus als Fürsprecher bei Gott. Und den brauchen wir wirklich. Denn wer sind wir denn? Ist es nicht so, dass wir immer wieder vor Gott abtauchen und lieber unsere eigenen Wege gehen? Dass wir sogar ihm die Schuld geben möchten und manche sich schließlich von ihm abwenden, wenn sich im Leben auch mal tiefe Täler auftun und die Wege steinig werden? Es wäre gelogen, wenn wir dies abstreiten würden. Wir sind Abtrünnige, biblisch gesprochen Sünder. Das aber ist die Chance des Bösen. Da hat seine Macht ein leichtes Spiel mit uns, uns ganz von Gott zu reißen. Das aber führt zum ewigen Tod. „Denn der Sünde Sold ist der Tod“, wie Paulus an die Römer schreibt (Röm 6,23) und wie es auch sonst im Neuen Testament bezeugt ist.
Christus aber bringt alle, die sich ihm hingeben und sich in ihrem Leben von ihm bestimmen lassen - das heißt eigentlich glauben -, als seine Schwestern oder seine Brüder vor Gott, dass er sie gerecht spricht. So werden sie als die mit ihm Versöhnten seine Kinder. Ihnen gehört nun das Herz des Vaters. In sein Herz sind ihre Namen nun eingeschrieben – unverlierbar und geschützt vor dem Vergessenwerden, auch wenn wir das manchmal nicht so wahrnehmen.
Wir stehen durch den Glauben an Jesus Christus unwiderruflich auf Gottes Seite, mag kommen was will. Und da können uns die Mächte des Bösen nicht aus Gottes Hand reißen, wie sehr sie sich auch anstrengen. Denn wir sind für Gott nicht nur ein Sandkorn im großen Haufen, ein Tropfen im großen Meer oder eine Ameise im großen Gewimmel. Wir sind Gottes Kinder. Er kennt uns, behält uns im Herzen, weil Jesus für uns ist. Ist das nicht, so könnte Jesus uns fragen, ist das nicht Grund großer Freude? Es gibt doch nichts Größeres, Beglückenderes!

Wenn Eltern zu mir kommen, weil sie ihre Kinder taufen lassen wollen, oder wenn Erwachsene ihre eigene Taufe begehren, so reden wir natürlich immer auch darüber, was die Taufe bedeutet und was sie bewirkt. Der Hinweis darauf, dass Gott uns in der Taufe als seine Kinder annimmt, führt nicht selten dazu, dass als Taufspruch dieses Wort Jesu, Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind, ausgewählt wird. Denn es ist ihnen zumeist auch deutlich: Dieser Spruch zur Taufe kann helfen, sich in schwierigen Zeiten des Lebens, in Anfechtung und Zweifel, an die Zusage Gottes zu erinnern, sich daran festzuhalten und zu sagen: Ich bin getauft. Ich gehöre zu Gott. Ich bin sein Kind. Nichts kann mich aus seiner Hand reißen.

Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Unzählige Menschen bis heute sind Gott dankbar für seine unverdiente Gnade und Liebe, die er uns zuwendet und was Jesus mit diesem Wort in Erinnerung ruft.