Die Weihnachtsmärkte haben in unseren Dörfern und Städten nun schon längst wieder geöffnet. Buntes Treiben herrscht. Die Menschen kommen nach 2 Jahren Abstinenz wegen Corona wieder und freuen sich nun besonders über den Glanz der Lichter und tauchen ein in ausgelassene Freude. Zu keiner anderen Jahres- und Festzeit strecken sich die Menschen so sehr nach Glanz. Er wird gespeist von unserer Sehnsucht nach Frieden, nach Verhältnissen, die wir in unserem Alltag so oft vermissen und darunter auch leiden: Gesundheit, Erfolg, Glück, Liebe, Sicherheit, Geborgenheit ohne Ängste und Sorgen. Sie haben mit den Grundbedürfnissen aller Menschen zu tun, wie z.B. nach Bindung, nach Halt, Unversehrtheit und Vollkommenheit und nach Orientierung inmitten einer Welt, die wir doch ganz anders erleben und die uns oft zu schaffen macht. Weihnachten ist, so gesehen, ein sehr robustes Fest, ist unverwüstlich. Es hält alles aus, auch die Diskrepanz zwischen unserer Sehnsucht und dem, was wir durch aufwendige und liebevolle Vorbereitungen davon realisieren können. Manche aber distanzieren sich wegen solcher Diskrepanzen vom Fest, ignorieren es, überdecken es mit anderen Gebräuchen oder sind gegen alles, was im Festtagsgewand daherkommt. Und manche meinen, sie könnten und müssten sich ihre Sehnsüchte selbst erfüllen, notfalls auch durch aggressives Auftreten gegen andere, um die gegenwärtigen Verhältnisse in diese Richtung zu ändern. Denn wer sonst soll´s richten in unserer Welt, meinen sie.

Christen machen ihre Sehnsucht an Gott fest. Und gerade die Weihnachtsbotschaft, die die Geburt von Jesus, dem Sohn Gottes, verkündet, weckt bei uns Menschen seit jeher diese Sehnsucht nach dn Grundbedürfnissen in besonderem Maße immer wieder aufs Neue, lässt sie selbst bei Menschen aufleben, die mit Gott nichts mehr anfangen können oder wollen.

Schon lange vor der Geburt Jesu gab es in Israel Propheten Gottes, die auf den Glanz und die Erhabenheit Gottes nicht nur hingewiesen, sondern auch verkündet haben, dass er, Gott, all diese Grundbedürfnisse befriedigen werde. Da werden sich die Verhältnisse ändern, die den Menschen zu schaffen machen. In ihrer Fantasie malen die Propheten Bilder, wie es sein wird, im ungebrochenen Glanz Gottes zu leben. So malt der Prophet Jesaja uns ein Bild vor Augen, das wir in Jes 11,6 so lesen (der Spruch für diesen Monat nach der Einheitsübersetzung von 2016): Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Wer immer dieses Bild im Herzen trägt, möchte das schauen, möchte es fühlen und es leben können, was hier verheißen ist.

Die großartige Friedensvision beginnt der Prophet zu Beginn des Kapitels mit den uns bekannten Weihnachtsworten: „Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.“ Aus diesen Worten entstand das berühmte Lied „Es ist ein Ros entsprungen“.
Der Prophet malt uns Bilder vor Augen, die unwirklich sind. Die gar nicht dem natürlichen Verhalten der Geschöpfe entsprechen. Der Wolf findet Schutz beim Lamm. Ein Junge weidet völlig angstfrei Kalb und Löwe zusammen. Niemandem passiert etwas.
Was will der Prophet damit ausdrücken? In Gottes Reich gibt es die üblichen Mechanismen nicht mehr: kein Neid, keine Bedrohung, keine Angst; dagegen völlig gefahrloses Leben, umfassender Frieden zwischen Tieren und Menschen. In seinem Reich endet die tödliche Feindschaft zwischen allen Geschöpfen, unter den Menschen und zwischen Gott und den Menschen. Gott wird, so beginnt der ganze Bibelabschnitt, dieses endgültige Friedensreich selbst errichten. Es wird Bestand haben durch die Herrschaft seines Geistes, der auf dem Reis aus dem Stamm Isais ruht.

Die Christenheit hat von Anbeginn diese Ankündigung der Herrschaft des Friedensbringers auf die Geburt Jesu bezogen. Schon die ersten, die Jesus damals nachfolgten und die ihm begegneten, hatten erlebt, wie durch ihn sich die Verhältnisse ändern – hin zum Frieden und zum Heilwerden an Leib und Seele. So gab der geldgierige Zöllner das ergaunerte Geld vierfach an die Geschädigten wieder zurück. Jesus befreite Menschen von Krankheiten. Er bändigte zerstörerische Kräfte der Natur. In seiner Gegenwart schöpften Menschen neue Kraft und neue Hoffnung für ihr Leben.

Mit Weihnachten, dem Fest der Geburt dieses Jesus, kommt der Glanz Gottes in unsere Welt, um sie zu verwandeln und die Sehnsucht der Menschen zu erfüllen. In Jesus ist der Glanz Gottes gegenwärtig. Wer diesem Jesus nicht sein Herz öffnet, wird jedoch davon nichts spüren und wird sagen, dass Weihnachten, so schön es die Menschen auch feiern, nichts ändere. Es gehe ja danach ohnehin so weiter wie vor dem Fest.

Wer sich von Jesus berühren lässt, weiß, dass mit ihm eine heilvolle Zukunft begonnen hat. Mit Weihnachten, mit seiner Geburt ist es angebrochen, das Friedensreich Gottes. Nicht nur die Menschen, die Jesus damals begegneten, sondern auch wir heute sehen, wie sich bei ihm, mit ihm die Verhältnisse unter uns ändern, indem Menschen den Frieden suchen und Frieden miteinander schließen. Was wir zeichenhaft so erleben, das wird jedoch eines Tages ein überwältigender und ewiger Frieden sein und die ganze Welt umspannen. Und das feiern wir zu Weihnachten. Die Geburt Jesu eröffnet uns eine großartige, unüberbietbare Zukunft – ewigen, weltumspannenden Frieden für Tiere und Menschen, Heil für uns alle, so wie es die Engel bei der Geburt Jesu verkündeten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“