Prüft alles und das Gute behaltet!  – der Spruch für das Jahr 2025.
Diesem Satz des Apostel Paulus wird sicherlich fast jeder zustimmen. Das Leben mit all seinen Angeboten und Möglichkeiten ist so vielfältig, dass man prüfen, auswählen und sich für etwas Bestimmtes entscheiden muss. Das Jahr 2024 war diesbezüglich besonders anstrengend mit den vielen Wahlen, den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Problemen. Die Gemüter erhitzten sich und gerieten manchmal sehr aneinander im Streit darüber, wer die besseren Lösungen hat.
Aber auch im privaten Bereich ist es nicht einfacher geworden, sich für etwas zu entscheiden, was wirklich gut ist. Was aber ist wirklich gut für mich? Darüber gibt es nicht nur unterschiedliche Vorstellungen, sondern oft auch wenig Wissen und Erfahrung, vor allem, wenn etwas Neues auf uns zukommt. Dann sollten wir schon prüfen und uns nicht vorschnell etwas einreden lassen. Wir Menschen lieben ja einfache Lösungen. Wer es aber mit dem Prüfen nicht so ernst nimmt, wird sich nicht wundern müssen, wenn vielleicht ein böses Erwachen kommt, weil sich die Versprechungen nicht erfüllen. Uns wird vieles angeboten, z.B. über die Werbebranche, von Influencern oder über Tiktok. Die eine meint, dass mit einem bestimmten Mittelchen die Pfunde des Körpergewichts tatsächlich rasant purzeln werden und schnell das Schönheitsideal erreicht wird. Der andere schwört auf Bitcoins als totsicheren Schlüssel zum Reichtum. Ein Dritter serviert anderen vielversprechende einfache Lösungen für die komplizierten und z.T. undurchschaubar verschlungenen Probleme in der Politik. Mit Fake News und künstlicher Intelligenz wird uns oft etwas vorgegaukelt, um uns zu verführen und zu manipulieren. Um nicht auf all das hereinzufallen, ist es klug, dem Rat zu folgen: Prüft alles! Und was gut ist, das behaltet. Und wir könnten hinzufügen: Glaube dabei keinem, der sagt, er allein wüsste genau, was mir gut tut.

Der Apostel Paulus, der den Christen in Thessalonich (heute Thessaloniki) den Rat „Prüft alles und behaltet das Gute!“ ans Herz legte, hatte dazu jedoch einen anderen Grund. Die Stadt war damals im römischen Reich ein bedeutendes Zentrum der Politik, des Handels und Verkehrs mit einem günstig gelegenen Hafen. Die Bevölkerung war dementsprechend sehr bunt und vielfältig. So gab es auch eine Fülle von religiösen Kulten neben dem offiziellen Kaiserkult. Im Jahr 49 n. Chr. hatte Paulus in ihr eine kleine christliche Gemeinde gegründet. Schnell kam es zu einem Aufruhr gegen ihn und seine Verkündigung (Apg 17,1-9). Die Gemeinde geriet in Bedrängnis und wusste nicht so recht, woran sie sich eigentlich halten sollte. Paulus musste die Stadt überstürzt verlassen und reiste weiter über Beröa und Athen nach Korinth. Aus Sorge um die Gemeinde hatte Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus nach Thessalonich geschickt (1 Thess 3,1-5). Timotheus brachte Paulus dann erfreuliche Nachrichten mit: Die Christen haben sich trotz aller Schwierigkeit nicht von ihrem Glauben abbringen lassen (3,6-10). Voller Freude schrieb Paulus ihnen um das Jahr 50 n. Chr. dann diesen herzlichen Brief, mit dem er sie jedoch auch stärken, ermutigen, mahnen und ihnen Orientierung geben wollte. Denn sie wurden nach wie vor von anderen religiösen Gruppen und Teilen der heidnischen Bevölkerung bedrängt. Paulus riet ihnen: Prüft alles und behaltet das Gute!
Wie er das meint, ergibt sich aus dem ganzen Brief. Wir können es so zusammenfassen: Ihr als Christen seid von Gott erwählt. Sein Geist ist euch gegeben, damit ihr euren Lebenswandel nun auch nach Gottes Willen ausrichten könnt, was ihr ja tun sollt. Das ist nicht immer leicht inmitten von Menschen, die oft z.T. anders über ihr Leben denken und es auch anders gestalten als ihr, weil sie keine Christen sind oder sich dem Geist Gottes verschließen. Daher: Prüft alles, auch euer Zusammenleben mit ihnen. Was davon dann dem Willen Gottes nicht entgegensteht, also brauchbar ist, das behaltet. Das Unbrauchbare, das Böse, meidet (V 22).

Es geht also um die Überprüfung der eigenen Lebensgestaltung als Christ. Der Maßstab dafür soll der Wille Gottes sein. Und den kennen wir aus der Bibel und hören ihn, wenn Gottes Wort verkündet und weitergegeben wird. Doch diesbezüglich ist heute vieles davon ins Wanken geraten. Für Gott interessieren sich viel weniger Menschen als früher. Einher geht damit, dass viel weniger in der Bibel gelesen wird und Gottesdienste, Bibelwochen und andere Gemeindeveranstaltungen für die meisten Menschen nicht mehr infrage kommen. Der christliche Glaube verflüchtigt sich. Die Frage nach Gottes Wille hat daher für viele keine Bedeutung mehr. Werte, die einst christlich gefüllt waren, verändern sich, verschwinden im Nebel des Zeitgeistes.

Allerdings, jeder Mensch braucht für sein Leben heute, morgen und in Zukunft einen verlässlichen Maßstab, damit Leben gelingen kann. Verlässlich kann jedoch nur der Maßstab sein, der keinen Mehrheitsentscheidungen unterliegt oder einem aufgedrückt wird, der also nicht menschengemacht ist. Einen gültigen Maßstab, der davon frei ist, ist uns gegeben durch das Wort des ewig lebendigen Gottes. Das bleibt. Das sagte Jesus Christus, Gottes Sohn, uns zu: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen (Mt 24,35).

Paulus riet den Christen damals, Prüft alles und behaltet das Gute!, damit ihr nicht die Orientierung und das Ziel eures Lebens verliert. Diesen Rat haben wir heutzutage mindestens genauso nötig wie die Christen damals. Unsere Welt ist so außerordentlich kompliziert geworden. Es gibt so viele Stimmen, die uns einreden wollen, was zu tun oder zu lassen wäre, weil es nur so das beste für uns sei. Überall sind Menschen und Mächte am Werke, die uns für ihre Zwecke oft auf perfide, heimtückische Weise zu manipulieren versuchen – ohne Rücksicht auf Verluste. Am Gemeinwohl haben sie kein Interesse, an einem friedlichen Zusammenleben auch nicht. Die „Rezepte“, die sie uns vorschlagen und gar verordnen wollen, hören sich für viele auf den ersten Blick verlockend an. Doch bei näherem Hinsehen offenbaren sie oft ihren menschenverachtenden, menschenfeindlichen und die Gemeinschaft zerstörenden Charakter.
Ich denke, Paulus würde warnen und sagen: Geht ihnen nicht auf den Leim! Lasst euch nicht verführen! Macht nicht mit! Gottes Wille ist anders. Er will Frieden unter euch –weltweit, will, dass es allen Menschen gut geht, indem ihr füreinander da seid, euch beisteht und helft. Er will keine Knechtschaft unter euch, sondern einen von Liebe geprägten, achtsamen Umgang mit allen Menschen. Gott will keine Kriegstreiber, keine Tyrannen, keine Narzissten und Egomanen. Wir Christen, so würde er sagen, brauchen für einen klaren Durchblick einen unbestechlichen Maßstab, einen Kompass für uns, wenn wir in dieser Welt bestehen und unserem göttlichen Auftrag nachkommen wollen, nämlich Frieden zu stiften und Salz und Licht dieser Welt zu sein. Das gilt natürlich auch in Glaubensfragen, wenn uns allzu einfache Lösungen angeboten werden. Auch da würde er beharrlich und kompromisslos auf Jesus Christus zeigen. Denn Christus kannte nicht nur den Willen seines Vaters im Himmel, sondern er lebte ihn auch – gegen alle Widerstände und Mächte der Welt und ist uns so zum Vorbild geworden. Er sagte in göttlicher Autorität: ICH bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6). Mit ihm haben wir einen klaren Kompass, um nicht die Orientierung zu verlieren und das Ziel unseres Lebens zu verfehlen.

Prüft alles und das Gute behaltet! Wie gut wird uns das im neuen Jahr gelingen? Es wird jedenfalls im Großen und Ganzen nicht leichter werden als in den zurückliegenden Jahren. Doch die Hauptsache ist, wir bleiben bei Christus, hören auf seine Worte, erzählen anderen Menschen von der Liebe Gottes zu allen Menschen. Er lässt dabei niemanden allein. Sein Geist tröstet, macht Mut, gibt Kraft, um das Gute, das er uns zugedacht hat, zu erlangen und weiterzugeben – trotz aller Widrigkeiten. Prüft alles und das Gute behaltet! Darin liegt also eine große Verheißung – gelingendes Leben.