Friede sei diesem Haus. Dieser Spruch ziert so manch schönes altes Fachwerkhaus. Meist waren es die Erbauer, die damit anderen ihren Wunsch kundtun wollten, dass dieses Haus ein Haus des Friedens sein möge. Und zugleich war es auch eine Botschaft, vielleicht sogar eine Erwartung an ihre Familien und die der späteren Generationen, dass alle, die unter diesem Dach wohnen, friedlich miteinander umgehen mögen. Friede sei diesem Haus. Gemeint ist also nicht das Gebäude, sondern sind die Menschen, die in ihm wohnen, die hier ein- und ausgehen, die darin vielleicht auch arbeiten.

Doch oft blieb es nur ein frommer Wunsch. So manche Zwietracht gab es da auch, so mancher Streit, vielleicht auch Gewalt. Manche verließen aus Ärger ihr Vaterhaus und kehrten nie mehr zurück. Und dennoch: Auch wenn Menschen auf irgendeine Weise aneinander geraten und die friedliche Stimmung getrübt oder dahin ist, so sehnen sie sich nach Frieden – und dies zuallererst unter dem eigenen Dach, mit der Familie, den Kindern und denen, die einem am meisten bedeuten. Und mancher, der das Gegenteil erlebt, richtet seine Bitte an Gott, weil er weiß, dass die eigene Kraft, Frieden zu schaffen, nicht ausreicht, sondern er auf die Hilfe und Kraft Gottes angewiesen ist.

Friede sei diesem Hause. Dieser Spruch gehört zu einer Rede Jesu an 72 seiner Jünger, als er sie ins Land schickte, um seine frohe Botschaft zu den Menschen weiterzutragen. Er gehört zur zweiten Instruktion, die er ihnen gibt. Sie lautet – und das ist der Monatsspruch für Februar: Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Die Jünger sollen die Menschen zu Hause besuchen und in ihre Häuser einkehren. Sie sollen dort von Gott erzählen, der niemanden fallen lässt. Sie sollen sagen: In diesem Jesus will auch euch Gott begegnen, um euer Leben wieder heil zu machen. Die Menschen sollen seine frohe Botschaft hören. Die Jünger sollen von ihren Erlebnissen mit Jesus erzählen, sollen sagen, wie sich durch ihn neues Leben schon jetzt hier und da zeigt: Kranke werden geheilt, Sünden werden vergeben, Menschen werden getröstet, andere gewinnen neue Hoffnung, ihr Leben bekommt einen neuen Sinn, neue, heilvolle Wege können gegangen werden; sie werden glücklich. Das Leben wird geheilt – im Glauben an ihn. Darauf läuft das hinaus, was die Jünger als Botschaft in die Häuser tragen sollen. Und gleichsam wie eine Ouvertüre sollen sie beginnen mit: Friede diesem Haus.

Ja, dieses Friedenswort ist tatsächlich wie eine Ouvertüre zu verstehen. Die Juden damals, die dieses Wort „Frieden“ hörten, verstanden es nicht wie wir in heutiger Zeit als Friedensgruß oder Friedenswunsch. Sie vernahmen daraus das hebräische Wort „schalom“, das mehr bedeutet als nur Frieden, sondern das Heil Gottes. Die Jünger sollen bereits mit den ersten Worten das Heil Gottes über dieses Haus, also über die Bewohner ausrufen. Jesu Ansage: Gott macht euer Leben heil. Das führt zum Frieden zwischen ihm und den Menschen. Wir wissen, was er damit auch meint: Solcher Frieden wird stärker sein als der, der allein aus eurer eigenen Kraft kommt. Doch wird solcher Frieden mit der Zusage der Jünger auch wirksam, quasi so, als wäre dieses Wort eine Zauberformel?

Es war schon damals wie heute. Nicht jeder sieht solche Boten als Bringer des Heils an, nimmt sie in sein Haus auf, sondern lehnt sie und die Botschaft ab. Jesus wusste das und gab seinen Jüngern im Folgenden auch Instruktionen, wie sie sich dann verhalten sollen.

Doch zunächst wird jedem, zu dem die Jünger kommen, Gottes Heil zugesagt: Dein Leben will Gott verändern, will es heil machen und dir so umfassenden Frieden schenken.

Die Friedenszusage Jesu gilt auch uns heute. Und angesichts des rüden Umgangs miteinander, der Lieblosigkeit und Aggressivität, mit der sich Menschen begegnen, angesichts der sich verschärfenden Konflikte in unserem Land und in der Welt wird uns bewusster, wie kostbar der Frieden ist. Wir seufzen, wir spüren, wie brüchig der Frieden ist. Wir sehnen uns nach ihm.

Jesus sandte damals 72 seiner Jünger als Friedensboten aus. Heute ist dies die Aufgabe eines jeden Christen. Und wir können diese Botschaft überall, nicht nur in den Häusern den Menschen verkünden, nämlich dort, wo sich die Menschen am meisten aufhalten, und wenn sie zunächst nur mit der Friedensansage beginnt. Freilich – da beginnen bereits unsere Hemmungen. Solchen Frieden dem anderen zuzusagen, das erscheint uns heute zu altmodisch. Vielleicht rühren unsere Vorbehalte auch aus geschichtlichen Erfahrungen des Missbrauchs. Oft sagten die Boten den Frieden an, brachten aber Unheil über Menschen. Wir sagen heute eher „Hallo“ als „Friede sei mit dir“. Allenfalls grüßen sich in Bayern oder Schwaben die Leute noch mit „Grüß Gott“.

Manchmal, in besonderen Lebenslagen, greifen Menschen auf Worte zurück, mit denen sie anderen Gutes, Trost und Kraft für ein gelingendes Leben, Frieden und Glück wünschen, z.B. mit irischen Segenswünschen. In solchen Worten zeigen sich die Liebe und Zuwendung, die nur Gutes wollen. Kommen sie aus dem Mund oder der Feder von Christen, so wird das Geheimnis dieser Wünsche deutlich: Was ich dir an alledem wünsche, das verwirklicht sich nicht aus sich heraus oder aus eigener Kraft. Sondern es verdankt sich der Gegenwart Jesu Christi, dem ich vertraue. Auf sein Wort hin gilt auch dir: Friede sei mit dir.