In der Philosophie des einst bekannten Friedrich Nietzsche (1844-1900), der aus einem evangelischen Pfarrhaus stammte, kennen sich nicht mehr viele aus. Doch berühmt geworden ist der Satz in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“: „Gott ist tot!“ Dieser Ausspruch ist eine Absage an alle Philosophien und Religionen, die neben, hinter oder über der real erfahrbaren Welt noch eine zweite, eine ideale Welt im Denken setzen. Hirngespinste sind das alles, farbiger Rauch, Illusionen. So sah er es.

„Gott ist tot!“ Dieser kurze Ausspruch Nietzsches trifft heute das Lebensgefühl sehr vieler Menschen. Gott ist tot. Im Alltag vieler Menschen kommt er nicht mehr vor, wird nicht mehr gebraucht. Denn: Wo war er, als es mir schlecht ging, als ich am Ende meiner Kräfte war, als mir der liebste Mensch starb, als ich keinen Sinn mehr in meinem Leben sah? Dieses Empfinden von Gottverlassenheit ist keinem fremd. So schlussfolgern deshalb viele und sagen: „Gott ist für mich gestorben.“

Erstaunlich - dieser Satz. Denn er gewinnt in ganz anderer Weise Bedeutung. „Er, der Sohn Gottes und damit Gott selbst, ist für uns, für mich gestorben.“ So ähnlich sagten es die Jünger Jesu und dann vor allem der Apostel Paulus Jahre nach Jesu Auferstehung auch. Doch sie sagen es nicht, weil sie mit Gott „fertig“ waren. Sondern weil Jesus mit seiner Auferstehung von den Toten, die wir besonders zu Ostern feiern, das Tor zu einem neuen Leben für uns aufgestoßen hat, nämlich zu einem Leben, das weit über unseren Tod hinausreicht und in den Armen Gottes für immer aufgehoben und geborgen ist.

Jesus Christus, Gottes Sohn lebt! Diese Botschaft hörten zuerst Frauen, Jüngerinnen Jesu an seinem am Grab. Sie wollten zwei Tage nach seiner Kreuzigung letzten Abschied nehmen und seinen Leichnam salben. Doch sie fanden ihn nicht in der Grabkammer. Stattdessen traten nach dem Bericht des Lukas-Evangeliums zwei Männer in glänzenden Kleidern zu ihnen. Diese Engel sprachen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden (Lk 24,5-6, Spruch für diesen Monat April). Die Frauen eilten zu den übrigen Jüngern und Aposteln und verkündeten, was sie am Grab gehört und erlebt hatten. Doch es dauerte seine Zeit, bis sie diese Botschaft, dass Jesus auferstanden ist und lebt, glauben konnten. Denn das widersprach aller Erfahrung in dieser Welt. Und was das bedeutete, für sie, für ihr Leben, auch das konnten sie anfangs kaum erahnen. In dieser Zeit der Ungewissheit erschien ihnen Jesus mehrmals, redete und aß sogar mit ihnen. Langsam wurden sie gewiss: Ja, er lebt wirklich! Und sie spürten, dass ihr Leben von ihm getragen wird und sie von ihm begleitet werden. Sie wurden gewiss, dass jeder, der ihm vertraut, nicht verloren ist in dieser Welt, selbst nicht im Tod. Sie wurden gewiss, dass die frohe Botschaft vom Reich Gottes, von seiner grenzenlosen, rettenden Liebe zu uns ansonsten verlorenen Menschen, dass diese Botschaft, die Jesus in seiner irdischen Zeit verkündete, wahr ist, weil sie sich durch den Sieg Jesu über den Tod als wahr in ihrem eigenen Leben erwiesen hat.

Seit 2.000 Jahren ist diese Botschaft Jesu nicht verstummt. Bis heute trösten seine Worte und geben unzähligen Menschen Halt, lassen Hoffnung und Zuversicht wachsen und den Sinn des eigenen Lebens erkennen oder wieder neu finden. Was die Engel am Grab verkündet hatten, erweist sich auch heute noch als wahr: Jesus ist nicht tot! Er lebt!
Wir erfahren dies besonders, wenn wir seine Worte hören und Brot und Wein miteinander teilen. Wenn uns andere Christen beistehen, trösten, helfen und uns Nähe und Zuwendung schenken. Wenn andere über ihre Glaubenserfahrungen mit Jesus erzählen. Und wir erfahren das überall dort, wo sich Christen in Jesu Sinn in der Welt und für die Welt einsetzen.

Gott ist tot, so Nietzsche. Christen, die Jesus Christus in ihrem Leben erfahren haben, werden ihm widersprechen. Sie sind überzeugt von der Botschaft der Engel. Denn wirklichen Halt im Leben bekommen sie von Jesus Christus, dem Auferstandenen. Er trägt, er hilft gegen die Angst und Hoffnungslosigkeit. Das macht sie auch gewiss, dass, so wahr ihr Herr lebt, dass er auch sie durch den Tod zu Gott ins ewige Leben führen wird.