Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. So lautet der Spruch für den Monat Juni. Doch mit dem „Gehorchen“ tun wir uns sehr schwer. Wir verbinden mit ihm die Vorstellung von „untertänig sein“, „jemandem, einer Person oder Autorität sich unterordnen“, „sich fügen“, „sich unterwerfen“, „kuschen“. Das missfällt uns. Wir fühlen uns in unserer Freiheit eingeengt und wehren uns. Freilich wissen wir auch, dass es ein Mindestmaß an Ordnung geben muss zum Wohle der Gemeinschaft und damit auch des einzelnen. Und dass Verstöße gegen sie Konsequenzen nach ziehen, um diejenigen wieder zur Einhaltung zu bewegen. Beispiele für solche Ordnungen und Regeln kennt jeder: die Straßenverkehrsordnung, die Hausordnungen, die Strafprozessordnung, Betriebsordnungen, Arbeitsordnungen, Regeln zu Hause beispielsweise zur Erziehung der Kinder usw.
Kurzum, wir wissen, dass ein Mindestmaß an Ordnung sein muss, die wir einzuhalten haben, und dass wir also gehorchen müssen. Allerdings wehren wir uns zu Recht dagegen, wenn wir in solchen Gehorsamsforderungen keinen für die Allgemeinheit nützlichen Sinn erkennen oder gar sehen, dass sie dem Unrecht dienen, der Ungleichbehandlung, der Ausbeutung oder gar zur Durchsetzung der Interessen einzelner Personen oder Gruppen gegen die Allgemeinheit.


Das Wort „gehorchen“ bekommt jedoch einen positiven Klang, wenn wir bedenken, dass es von dem Wort „hören“ bzw. „horchen“ kommt. Wir wissen, dass ein wirkliches „Aufeinander-Hören“ Grundlage jeder guten Beziehung ist. Ein solches Hören ist von Achtsamkeit geprägt, vom Vertrauen zueinander und damit von der Gewissheit, dass der andere an mich denkt und mein Gutes will. Das rechte „Aufeinander-Hören“ führt dann oft dazu, dass wir dann auch sagen, dass wir zueinander gehören, dass wir zu dem oder der gehören und das dann auch tun, was wir im Hören aufeinander vernommen haben.
Ein Beispiel dafür sind die Orchestermusiker. Je besser sie aufeinander hören, umso besser werden der Klang und die Harmonie des Orchesters. Das lässt auch die Gemeinschaft wachsen und trägt zu einem Klima voller Vertrauen zueinander bei.


In diesem positiven gedanklichen Zusammenhang ist der Spruch des Petrus, man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, zu verstehen. Petrus und den weiteren Aposteln wurde vom Hohen Rat das Predigen über Jesus Christus und sein Evangelium verboten. Sie gehorchten dieser Anordnung nicht. Daraufhin wurden sie verhaftet und eingekerkert. Ein Engel Gottes erschien ihnen im Gefängnis, befreite sie und gab ihnen den Auftrag, weiterhin die Worte der frohen Botschaft von Gottes Liebe zu den Menschen und seiner Befreiung zu einem heilvollen, ewigen Leben zu verkündigen, was sie dann auch taten. Dem Hohen Rat wurde berichtet, dass die Gefangenen nicht mehr im Kerker waren, obwohl es fest verschlossen war, und dass die Apostel wiederum im Tempel predigen. Daraufhin wurden sie erneut verhaftet und vom Hohepriester verhört. Der Vorwurf: Ungehorsam gegen die Anordnung des Hohen Rates. Petrus erwiderte ihm, man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen und schloss eine kurze Predigt an. Sie hatte das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi zum Heil der Menschen zum Inhalt. Und sie selbst, so Petrus, sind Zeugen dieser Ereignisse und vom Heiligen Geist zum Predigen getrieben. Gott schenkt ihn all denen, die ihm gehorchen. Das heißt wiederum: Er schenkt ihn all denen, die achtsam und vertrauensvoll auf ihn hören.


Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Diese Worte des Petrus lassen erkennen, dass er keine Angst vor denen hat, die in dieser Welt meinen, das Sagen zu haben. Denn die Gott gehorsam sind, gehören zu einem Mächtigeren, nämlich zu dem, der nicht nur das Leben schenkt, sondern bei dem jeder für immer geborgen ist, der auf ihn hört, auf das Evangelium, auf Jesus Christus, und ihm vertraut.


Viele Christen können über Ereignisse in ihrem eigenen Leben erzählen, in denen sie Gott, Jesus Christus heilsam erfahren haben. Und sie sollen dies auch tun, so wie sie es gerade vermögen. Das ist auch der Auftrag an alle, die zu ihm gehören. Sie geben auf diese Weise die Botschaft mit Worten und mit Taten der aus Gott sprudelnden Liebe weiter. Dabei braucht sich so wie Petrus niemand vor den Mächtigen dieser Welt zu fürchten. Über Gott und über das Leben und das Heil, das er schenkt, haben sie keine Macht, wie auch immer sie uns im irdischen Leben zusetzen können, selbst wenn sie unsere Vernichtung im Schilde führen.


Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das sind nicht Worte, die einen Gehorsam fordern, der unfrei macht. Sondern es sind Worte von Petrus und nach ihm von vielen, die im Hören und im Vertrauen auf Gott und Jesus Christus zu einem neuen, zum ewigen Heil befreiten Leben gefunden haben. Dieses von Gott geschenkte Leben ist kostbarer als alles, was uns die Mächtigen dieser Welt versprechen oder geben könnten. Daher muss man Gott mehr gehorchen als den Menschen.