Was kommt nach dem Tod? Diese Frage stellt sich jedem Mensch. Keiner kann ihr auf Dauer ausweichen. Und er wird irgendwann je für sich eine eigene Antwort finden – eine vorläufige meist. Denn immer wenn es in der Welt und in unserem eigenen Leben zu Veränderungen kommt, stellt sich die Frage neu und ist neu zu beantworten: Was kommt nach dem Tod. Manchmal fällt sie dann doch etwas anders aus als vorher. Bei den meisten Menschen bleibt es jedoch bei den bisherigen Überzeugungen, die nur neu akzentuiert werden.
Wie auch immer. Die Frage nach dem, was nach dem Tod, nach unserem je eigenen Tod kommt, beschäftigt uns zeitlebens. Sie lässt uns nicht los. Denn jeder hofft, dass sein Leben nicht sinnlos bleibt, sondern er sehnt sich nach etwas Bleibendem über den Tod hinaus, nach wirklicher Vollendung seines Lebens. Denn in dem Leben in dieser Welt ist vieles doch nur fragmentarisch, gibt es so manche Brüche, Verletzungen und unvergebene Schuld und bleibt vieles, vieles offen.

Was kommt nach dem Tod, auf was hoffen wir? Über unsere eigenen Vorstellungen zu dieser Frage reden wir nur selten. In Traueranzeigen und Danksagungen von Hinterbliebenen wird darüber manchmal etwas erfahrbar. Von Erinnerungen, in denen die Verstorbenen weiterleben, ist die Rede. Von der Liebe zu ihnen, die den Tod überdauert, ebenso. Ein Wiedersehen „da drüben“ wird erhofft. Doch überwiegend sind auch solche Anzeigen in dieser Hinsicht stumm. Weil gar nichts erhofft wird, da es nach dem Tod nur ein Nichts gibt? Weil die Beschäftigung mit solchen Fragen sinnlos erscheint? Weil sie zu sehr das Leben hier und heute belasten, so dass man ihnen aus dem Weg geht und sie verdrängt? Es gibt viele Gründe dafür.

Auf was hoffen Sie nach dem Tod? Christen machen ihre Hoffnung an Jesus Christus fest, ihrem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Im Glauben an ihn sind sie gewiss, dass sie bei ihm in guten Händen sind und sie vollendet werden.
Wie kann man sich das vorstellen? Direkte biblische Berichte, die uns das beschreiben, gibt es zwar nicht, aber in den Zusagen Jesu Christi und in der Verkündigung seiner Botschaft durch die Verfasser der Schriften des Neuen Testaments leuchtet etwas davon auf. So bin ich im Glauben an Jesus Christus gewiss, dass der Tod, der das irdische Leben begrenzt, nicht die Beziehung zu Gott abbricht. Es ist Gottes Geist, den wir im Glauben an den auferstandenen Christus bekommen, der die schöpferische Beziehung Gottes zum Menschen durch den Tod hindurch erhält. Der sterbliche Mensch ist auf diese Weise mit Gott über die Schwelle des Todes verbunden. So ist es auch der Geist Gottes, der die Neuschöpfung des Menschen ermöglicht und er zum Kind und Erbe Gottes wird, worauf Jesus, Paulus und andere hinweisen. Darin besteht meine Hoffnung. Sie richtet sich auf das ewige Leben.
Ewiges Leben, das ist eine sicherlich auch vom Glaubensbekenntnis her so sehr eingeschliffene Formel, dass viele nicht wissen, was das eigentlich heißt. Theologisch lässt sich darüber viel sagen. Doch will ich mich beschränken auf das, was mit dem zu tun hat, was am Ende aus uns und mit uns wird. Fangen wir mit dem an, was ewiges Leben nach der Bibel nicht ist: Es ist nicht das Wunschbild von uns Menschen nach ewiger Schönheit und Jugend, das sich dann realisiert. Es ist auch nicht ein neuer Körper oder die Wiedererlangung unseres jetzigen und somit auch nicht die Fortdauer von biologischen Prozessen in uns Menschen, die unser irdisches Leben ausmachen. Ewiges Leben ist dagegen ein erfülltes Leben, das es fragmentarisch sogar schon im irdischen Leben punktuell geben kann, das jedoch durch nichts mehr bedroht und infrage gestellt werden kann – weder durch Lieblosigkeit, Hass und Rache, noch durch Sünde, Schuld, Leid, Krankheit und Tod. Darin besteht meine Hoffnung und die unzähliger Christen, dass von Gott unser Leben in diesem Sinn vollendet wird und vollendet bleibt, also zum Ziel kommt.

Es bleibt nichts mehr offen und unvollendet, gar nichts mehr. Das ewige Leben, das Gott in seinem Reich für uns bereithält, kann man nicht beschreiben. Dazu ist unsere Sprache zu schwach. Allenfalls Bilder sind in der Lage, ein wenig davon aufleuchten zu lassen. Jesus gebraucht solche Sprach-Bilder, aber auch andere, z.B. Paulus oder auch der Seher Johannes. In seiner Offenbarung lesen wir auch über die Vollendung der Welt. Das Bild darüber wurde ihm in einer göttlichen Vision zuteil. Darin heißt es – und das ist der Spruch für den Monat November: Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann (Offb 21.2).
Die neue Stadt Jerusalem ist keine neue irdische Stadt, sondern ein Bild für die neue Welt, die Gott für uns bereithält. Gott hält sie nicht zurück, sondern sie kommt. Wir sollen darüber Gewissheit haben. Es ist mit dem Tod nicht alles aus. Sondern Gott in seiner Liebe kommt auf uns zu mit seiner neuen Welt. Sie ist für uns da. In ihr sollen wir wohnen, beheimatet sein – für immer.
Und was für eine Stadt, was für eine Welt das ist! Sie ist geschmückt wie eine Braut für ihren Mann. Wie fühlen sich Männer, wenn ihre Braut auf sie zukommt, um mit ihm gemeinsam zu leben? Wie fühlen sie sich, wenn sie durch ihren Schmuck heraussticht aus allem, was sie umgibt? Ja, alles andere verliert an Bedeutung. Sie werden sich nach ihr ausstrecken und sie begehren. Denn das ist das größte Glück, das man haben kann. Das allein zählt.

Die Sehnsucht auf das, was nach dem Tod kommt, wird mit diesen Bildern gefüllt. Es ist etwas Einmaliges, etwas Kostbares, etwas, was es in unserer Welt nicht gibt. Was Gott in seiner Liebe für uns bereithält, ist unvergleichlich. Wer an Christus glaubt, lebt in der Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern Gottes wunderbare neue Welt auf ihn zukommt und auch ihn neu macht, vollendet. Auf sie darf er sich freuen wie ein Bräutigam auf seine geschmückte Braut.