Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut. So berichtet es uns Matthäus in seinem Evangelium über die sogenannten Weisen aus dem Morgenland. Magier nennt er sie. Nach damaliger Auffassung verstand man darunter die geistige Elite der Heidenwelt, die vor allem von Naturwissenschaft, Astrologie, Philosophie und östlichen Götterlehren viel verstanden und denen man magische Kräfte nachsagte. Sie hatten einen sehr hell strahlenden Stern gesehen und folgten ihm. Denn sie waren der Überzeugung, dass er von der Geburt eines mächtigen, außergewöhnlichen Königs kündete. Sie kamen dabei nach Jerusalem, wo der König der Juden, Herodes herrschte. Sie fragten ihn, wo denn nun dieser neugeborene mächtige Judenkönig sei. Doch er wusste nichts davon und bekam Angst, dass ein solcher König, den die Schriftgelehrten des Volkes sogar als Messias weissagten, ihn vom Thron stürzen könnte. Deshalb bat er sie, dass sie auf dem Rückweg wieder zu ihm kommen sollten, um ihm zu berichten, wo das Kind denn nun sei. Was er vorhatte und dann tat, erzählt uns Matthäus wenige Verse danach. Herodes Plan, das Kind umzubringen, ging jedenfalls nicht auf.
Die Weisen verließen Jerusalem. Und sie sahen wieder den Stern. Sie waren der Überzeugung, dass er sie weiterführt, dorthin, wo dieser König geboren wurde. Eine mächtige Freude war unter ihnen, die Matthäus in die Worte fasst: Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.

Die meisten von uns kennen diese Erzählung – zumindest in groben Zügen. In Krippenspielen kommen diese Weisen, die dem Stern folgten, häufig vor. Und in unserer Volksfrömmigkeit sind sie als die ‚drei heiligen Könige‘ fest verwurzelt, freilich auch sehr überzeichnet.

Der Geschichte vom Stern über Bethlehem, dem die Weisen folgten, maß der Evangelist Matthäus eine große Bedeutung zu. Er wollte einen Wunderstern schildern, der im Osten aufging, den Magiern auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem voranging und dann über dem Haus, wo das Kind zu finden war, stehenblieb. Dass es in dieser Zeit eine außergewöhnliche Himmelserscheinung gab, das kann die heutige Astronomie wissenschaftlich belegen. Noch viel wichtiger ist aber, dass diese Geschichte von Gottes Führung zeigt: Selbst in Erkenntnissen und Überzeugungen von Menschen, die ihn nicht kennen, leuchtet etwas davon auf, dass jetzt für sie etwas ganz Bedeutsames und Außergewöhnliches geschieht.

Leonardo da Vinci ist vielen bekannt als Maler, genialer Erfinder. Er schrieb aber auch Märchen, Fabeln und Rätselsprüche. Einer lautet: „Binde deinen Karren an einen Stern.“ Er meint dies im übertragenen Sinn. Was ein Karren für uns ist, wissen wir nur zur Genüge. Es ist all das, was uns im Leben schwer fällt und zu schaffen macht, was uns Angst macht und lähmt, was uns aufgeladen wird an überzogenen Pflichten und Verhaltensregeln in der Gesellschaft und von einzelnen. Die Last unseres Karrens empfinden wir als Ballast, der uns am Weiterkommen und am gelingenden Leben hindert. Wir brauchen zum Vorwärtskommen ein Ziel, eine Vision. So wird Kreativität und Energie freigesetzt. Leonardo da Vinci rät daher: „Binde deinen Karren an einen Stern.“

Im Blick auf die Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland, die mit einem Stern von Gott hin zum göttlichen Kind, dem Heiland der Welt, geführt wurden, kann das für uns heißen: Vertraue Gott, sein Stern, wie auch immer er bei dir aufleuchtet, führt dich dorthin, wo deine Sehnsucht nach einem erfüllten Leben gestillt wird, wo du Frieden findest, wo Ungerechtigkeit und Hass ihr Ende finden, wo du gehalten wirst und Kraft findest für deine Aufgaben und dein Leben. Sein Stern kann sein ein Wort aus der Bibel, ein Mensch, der an Gott glaubt, oder auch Menschen und Situationen, die seinen Blick auf Gott lenken. Gottes Stern will dich zum Kind in der Krippe führen und geleiten, zum Heiland der Welt, zu dem, der immer für dich da ist und auch dein Leben heil macht, mag kommen, was will. Deshalb: Binde dein Leben an diesen Stern, der da in Bethlehem nicht nur über dem Geburtshaus stand, sondern an den, der dort in unsere Welt hineingeboren wurde – Jesus Christus. Dann wirst du in Anlehnung an die Weisen aus dem Morgenland auch sagen können: Als der Stern Jesus Christus über mir aufleuchtete, freute ich mich mächtig.
Dies sei mein Wunsch für Sie alle in dieser Advents- und Weihnachtszeit: Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.