Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. (Jes 50,10)

Wer möchte nicht gern der dunklen, trüben Jahreszeit entfliehen? Die wenigsten können es tatsächlich. So sorgen wir wenigstens in unserem Umfeld dafür, dass es heller und freundlicher wird. Wir zünden Lichter und Kerzen an und erwärmen uns zugleich an deren Schein – zu Hause in unseren Wohnungen oder am Haus und in unseren Gärten. Alles wird hell erleuchtet, damit es freundlich aufstrahlt. Viele strömen dorthin, wo die Menschen zusammenkommen, um sich im Lichterglanz, der die Dunkelheit durchbricht, und sich im weihnachtlichen Flair auf die Freude einzustimmen, die sie mit dem Weihnachtfest verbinden.

Vielleicht wird jedoch auf diese Weise auch eine Angst überdeckt, die tief in uns sitzt. Angst vor den Dunkelheiten in unserer Seele und in unserem Leben. Vielleicht auch die Angst davor, dass es in unserer Gesellschaft und in der Welt auch finsterer wird und solche Finsternis uns zu Boden drücken und die Luft zum Atmen nehmen kann.

Die im 6. Jahrhundert vor Christus nach Babylon deportieren Israeliten hatten dort im Exil Dunkelheit einschneidend erfahren. Fern der Heimat, fern des Landes, in dem sie ihren Gott verehren konnten. Ohne Hoffnung auf Rückkehr. Verzagte Herzen. Kein Licht also am Ende des Tunnels. Der Glaube an Gott erkaltete. Gott hatte das Unheil nicht verhindert und auch jetzt half er ihnen nicht. Sie wandten sich von ihm ab und waren im Begriff, sich treiben zu lassen. So spotteten sie über einen Propheten, der ihnen sagte: Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. (Luthertext: Wer im Finstern wandelt und wem kein Licht scheint, der hoffe auf den Namen des HERRN und verlasse sich auf seinen Gott!)

Dieses Wort des Propheten scheint den Exilierten widersinnig zu sein. Der Verstand sperrt sich dagegen. Doch der Prophet hatte sich das nicht erdacht. Sein Wort hat eine andere Quelle – Gott. Er kennt Gott, kennt ihn als einen, der die Seinen liebt und sie nicht aufgibt, auch wenn er sie durch ein Tal gehen lässt und es so aussieht, als habe er keine Macht. Das Entscheidende, was in solchen Situationen hilft, ist, so der Prophet, sich nicht von diesem Gott abzuwenden, sondern ihm gegen allen Anschein zu vertrauen. Er führt alles zu einem guten Ende – wie auch immer das aussieht und wann auch immer das sein wird. Dessen ist der Prophet gewiss.

Dunkelheit gibt es auch in unserem Leben. Krankheiten überschatten es und drücken uns nieder. Manchmal wissen wir nicht, was wirklich zu tun ist, wenn es beispielsweise Streit und Unfrieden in unseren Familien und in der Gesellschaft gibt. Ratlosigkeit über das Richtige. Orientierungslosigkeit, wenn es um unsere Zukunft geht oder um die der Menschheit. Wir möchten am liebsten vor solchen Realitäten flüchten, den Fernseher ausschalten oder Augen und Ohren zuhalten, weil manches schier unerträglich werden will.

Der Prophet, dessen Wort von Gott kommt, zeigt auf Gott. Er ist ja nicht ein Gott der Finsternis, sondern des Lichtes zum Heil und des Lebens. Deshalb, so der Prophet, vertraue ihm. In aller Finsternis bist du nicht allein. Er ist mit dir, denn er liebt dich.

Das Wort des Propheten gilt auch uns. Er ruft: Vertraut Gott. Er gibt euch Rat und Orientierung. Er nimmt sich eurer an und geht mit euch durch alle Dunkelheiten. Er lässt Licht am Ende des Tunnels aufleuchten. Du darfst hoffen, mehr noch, du darfst gewiss sein, dass er dich in seiner Liebe nicht fallen lässt. Niemals.

Die Liebe Gottes - sie ist uns sehr nahe gekommen mit diese in Bethlehem geborenen Jesus. Das Kind in der Krippe, Gott in seinem Sohn, kam in unsere Welt. Er will unser Licht zum Leben hier und heute und in Ewigkeit sein. Es will auch dir erstrahlen, damit du niemals mehr allein sein musst und das Dunkel von dir weicht. Die Worte des Liedes EG 53,1 sagen es so:

Als die Welt verloren,
Christus ward geboren;
in das nächt’ge Dunkeln
fällt ein strahlend Funkeln.
Und die Engel freudig singen,
unterm Himmel hört man’s klingen:
Gloria, Gloria, Gloria

in excelsis Deo!