Die Bibel berichtet uns über den Gottesmann Elia, der im 9. Jahrhundert vor Christus in Gottes Auftrag große Wunder tat, die auch heute noch ins Staunen versetzen, wenngleich wir heute wissen, dass sie im Laufe der Überlieferung ziemlich überzeichnet wurden.
Der Gott Israels, dessen Name bewusst unaussprechlich sein soll und den wir seit Luther im Deutschen mit „HERR“ oder später auch mit „Jahwe“ wiedergeben, dieser Gott hatte einen Auftrag für Elia. Es herrschte gerade eine drei Jahre dauernde Dürrezeit mit großer Hungersnot in Israel. Sie wurde als Strafe Gottes für die Einführung des Kultes für Baal, den angeblich mächtigsten Gott der kanaanäischen Bevölkerung in Israel, gesehen. Da schickte Jahwe den Elia zu einer Witwe. Sie verehrte auch nicht Jahwe. Sie und ihr Sohn waren fast am Verhungern. In Gottes Auftrag sagte er ihr, dass ihnen Mehl und Öl, also Grundnahrungsmittel, bis zum Ende der Dürre nicht mehr ausgehen werden. Und als der Sohn im Sterben lag wurde, bat er Gott um seine Genesung. Und Gott erbarmte sich der beiden und half.
Dann sind da die Geschichten im Karmelgebirge: Elia stellte sich heldenhaft und wagemutig gegen alle, die statt Jahwe dem Baal huldigten. Vor aller Augen kam es in einem wunderhaften Geschehen zur Entscheidung: entweder Jahwe oder Baal. In beeindruckender und überwältigender Weise zeigte sich, wie kraftlos Baal ist. Viele Israeliten wandten sich nun wieder ihrem Gott Jahwe zu und brachten die Baalspropheten auf Anordnung Elias um.
Doch der vermeintliche Sieg Elias machte Isebel, die Frau des Königs Ahab von Israel, zornig. Sie verehrte ebenfalls den Gott Baal und schwor, Elia aus Rache wegen der Ermordung der Baalspropheten innerhalb eines Tages umzubringen. Elia bekam große Angst vor ihr und auch vor Israeliten, die ihm nachstellten, und flüchtete in die Wüste. Er sah keinen durchschlagenden Erfolg seines Wirkens. Das ließ ihn verzweifeln. Dort legte er sich unter einen Ginsterstrauch und wollte nur noch sterben. Er war total am Ende.

Gott aber schickte zu ihm zweimal einen Engel, der ihn mit Brot und Wasser versorgte. Zur zweiten Erscheinung heißt es in der Bibel: Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. (Spruch für den Monat Juli) Und nachdem er gegessen und getrunken hatte, ging er 40 Tage und Nächte zum Berg Horeb, wo ihn Gott mit einer neuen Aufgabe beauftragte, um sein ganzes Volk wieder zum Glauben an ihn zurück zu gewinnen.

Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Mit diesen Worten und mit dieser Speise richtete Gott den Elia wieder auf. Elias Verzweiflung nagte am Lebensnerv. Er war ja ganz am Boden. Sein Einsatz nahezu ohne nachhaltige Wirkung, dazu die Angst wegen der Morddrohung von Isebel und des Nachstellens von Isaeliten, keine Freunde und Weggefährten, keine Hoffnung auf Besserung. Was soll man da noch? Wer will da noch leben, wo doch alles am Ende zu sein scheint?

So gesehen ist es eine Geschichte, die auch mit uns zu tun hat. Viele von uns kennen solche absoluten Tiefpunkte im Leben. Es sind die Punkte, wo wir in tiefe Lebenskrisen stürzen und das Leben auf einmal sinnlos erscheint. Eine ärztliche Diagnose über eine tödliche Krankheit beispielsweise. Der plötzliche Tod eines sehr geliebten Menschen, das Alleingelassen-Werden gerade dann, wenn Hilfe am nötigsten ist, Freunde, die zu Feinden werden, Scheidung, Verlust von Arbeit, plötzliches Karriereende, Invalidität, Unfälle und Katastrophen, die über einen hereinbrechen, Verlust von Hab und Gut, Zukunftsangst wegen der immensen Probleme in der Welt und vieles mehr.
Absolute Tiefpunkte im Leben. Was kann helfen, da heraus zu kommen, Hoffnung zu schöpfen, um weiter leben zu können und zu wollen? Nun, es geht nicht wie beim Baron von Münchhausen, der erzählte, dass er sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel herauszog. Wir brauchen Hilfe von außen: ein gutes, aufrichtenden Wort eines lieben Menschen quasi als Stärkung für die Seele und Essen und Trinken als Stärkung für den Leib. Ärzte und Seelsorger z.B. wissen das. Das dem Kranken zugewandte Gespräch des Arztes oder auch der Schwester am Krankenbett hilft dazu ebenso wie die Ermunterung: „Schön aufessen, damit Sie wieder zu Kräften kommen.“ Aber es ist dann oft noch ein langer und beschwerlicher Weg, der zu gehen ist, bis man wieder richtig im Leben steht.

Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Das sind Lebensworte Gottes, die noch viel weiter reichen und stärker sind. Er will uns aufrichten und in ein Leben mit ihm, in die Gemeinschaft mit ihm zurückholen, weil er uns liebt und möchte, dass wir ihn, bei dem die Fülle des Lebens ist, auch anderen Menschen nahe bringen mit Worten und mit Taten.
Gott tritt wie bei Elia nicht stumm in unser Leben. Wir lesen seine helfenden, segnenden und heilsamen Worte in der Bibel. Wir hören sie von anderen Menschen. Sie könnten wir dann ruhig als Boten Gottes bezeichnen. Mit all solchen Worten will er uns aufrichten und zeigen: Du bist nicht allein. Ich, Gott, will, dass du nicht in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hängen bleibst, sondern dein Leben wieder Sinn bekommt. Er will dich gewiss machen, dass er dich nie verlassen wird, nicht im Leben und dann auch nicht im Sterben.
Gott tritt auch nicht ohne Nahrung in unser Leben. Seine Nahrung ist eine für Leib und Seele. Es ist das Abendmahl. „Christi Leib für dich gegeben. Christi Blut für dich vergossen“. Mit diesen Worten bekommen wir im Abendmahl Brot und Wein gereicht. Mit ihnen schenkt sich der auferstandene Jesus Christus, Gottes Sohn, selbst, um uns zu einem neuen Leben im Glauben an ihn zu befreien und uns zum Dienst an den Menschen zu stärken.  Das Abendmahl – Stärkung für Leib und Seele in unserem oftmals beschwerlichen Leben und im Dienst für andere.
Du hast einen weiten Weg vor dir. Damit ist nicht nur der ganz persönliche Weg aus Lebenskrisen gemeint, sondern eben auch der Dienst für andere. Das ist der Auftrag, den wir von Gott haben. Elia wurde gestärkt und auf den Weg an den Berg Horeb geschickt, um von Gott einen Auftrag zu bekommen. Wir werden durch Wort und Sakrament gestärkt, um aus unseren Lebenskrisen herauszufinden und für andere nach Gottes Willen da zu sein, ihnen zu dienen mit Worten und mit Taten. Unsere eigene Kraft reicht nicht dazu aus. Es ist Gott, der uns aufrichtet, uns stärkt und uns auf den Weg zu unseren Mitmenschen schickt, damit alle seine Güte und Liebe erfahren können. Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.