Fast täglich sehen wir im Fernsehen, dass Millionen von Menschen, darunter viele Kinder, am Verhungern und Verdursten sind, keinen ausreichenden Schutz vor Krankheiten und Naturkatastrophen haben und im Elend leben müssen.
Gott sei Dank gibt es viele Menschen, ob Christen oder nicht, die aus Barmherzigkeit und Liebe zu ihnen etwas dagegen tun, z.B. indem sie für sie spenden. Sie solidarisieren sich mit ihnen und handeln so, wie es dem Willen Gottes entspricht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! (Jes 58,7 – Monatsspruch).
Gott sei Dank, dass gerade in der Advents- und Weihnachtszeit besonders viele ihr Herz für die Bedürftigen hier bei uns und in der Welt öffnen, um ihnen nicht nur ein Überleben, sondern auch ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Die Adventszeit ist im Kirchenjahreskalender eine Fastenzeit. In den Kirchen werden deshalb violette Antependien aufgelegt. Das Gloria in der Liturgie verstummt vom 2. bis 4. Advent. Flügelaltäre werden in der Regel geschlossen. Und manche kennen es noch aus Kindheitstagen: Da wurde tatsächlich noch gefastet. Heute ist diese Bedeutung den Menschen kaum noch bekannt. Und nur noch ganz wenige fasten in dieser Zeit.

Der Monatsspruch passt deshalb gut in die Adventszeit. Denn mit diesen Worten sagt Gott, was wir unter einem „richtigen“ Fasten verstehen sollen. Es geht also nicht um das Enthalten beim Essen und Trinken, beim Genießen oder bei allem, was uns lieb und wert ist; auch nicht um eine wie auch immer geartete „richtige“ religiöse Praxis. Wer von Gott her und zu ihm hin lebt, kann und wird von sich selbst wegsehen und sich der Not des Nächsten annehmen. So sieht richtiges Fasten aus.
Gott selbst sieht an der Not von uns Menschen auch nicht vorbei. Sondern er kam sogar in unsere Welt – in diesem Kind von Bethlehem. Er nahm sich unserer Not, unserem Elend und unserer Verlorenheit an mit dem Gang bis in den Tod am Kreuz, weshalb wir fröhlich wie im Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ singen können: „Er ist gerecht, ein Helfer wert; Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit, sein Zepter ist Barmherzigkeit; all unsere Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat.“ Auch wir sollen in Barmherzigkeit und Liebe unseren Mitmenschen begegnen. Deshalb: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!

Das Eigene mit anderen teilen, solidarisch mit ihnen leben. Wer´s tut, wird dabei nicht ärmer, sondern glücklicher. Denn es wird zum Segen für alle, wie es im Vers nach dem Monatsspruch bildlich ausgedrückt wird: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.“ Heilung wir voranschreiten. Das heißt auch: Das Teilen und solidarische Miteinander-Leben wird den Zusammenhalt und den Frieden unter uns und das Wohl der Menschen stärken.

Teilen und solidarisch miteinander leben, also aus Nächstenliebe tätig werden – so sollen Christen leben. Warum? Sie kennen das Leben Jesu, seine Worte und Taten und erkennen in allem darin die Liebe Gottes zu uns Menschen. Eine Liebe, die so grenzenlos ist, dass er in Jesus sogar sein Leben für die Menschen gab, damit sie nicht im Tode umkommen, sondern Anteil am ewigen Leben bekommen. Seine Liebe hilft im täglichen Leben, trägt durchs Sterben und vollendet menschliches Leben in ewiger Gemeinschaft mit Gott. Solche Liebe kennt keine Grenzen. Sie ist eine Macht Gottes, die der vollkommenste Ausdruck des Wesens Gottes ist, wie es in den Worten des Paulus an die Korinther zum Ausdruck kommt: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

In solcher Liebe teilt Gott Heil und Segen allen aus, die an Jesus Christus glauben. Und wer so beschenkt ist, der kann ja eigentlich gar nicht anders, als voller Freude und Dankbarkeit einfach davon abgeben an seine Nächsten, indem er teilt und solidarisch mit anderen ist. In solcher Entfaltung der Nächstenliebe äußert sich der Wille Gottes, der jeden Menschen liebt. Er will, dass keiner in Not und Elend leben muss. So befreit und inspiriert er sogar Menschen, die nicht an ihn glauben, aber ein Herz für notleidende Mitmenschen haben, zu einem Handeln in Liebe, damit Not und Elend ein Ende finden.

Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Oder auch: Teilen und miteinander solidarisch leben. Jeder kann das. Gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit ist dazu viele Gelegenheit gegeben. Denn Millionen von Menschen brauchen auch unsere Hilfe.