Das heitere Beruferaten mit dem Titel „Was bin ich?“ mit Robert Lembke, das war vor allem in den Jahren 1961 bis 1989 eine äußerst beliebte Sendung im deutschen Fernsehen. Ein Rateteam musste Ja-Nein-Fragen stellen, um auf diese Weise schließlich die Berufe der sieben Gäste herauszufinden.

Um ein heiteres Beruferaten ging es bei Jesus nicht, als er seine Jünger fragte: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? (Mt 16,15 – Monatsspruch für diesen Monat). Seine Frage bezieht sich nicht auf sein Tun, sondern auf seine Person. Nicht, was bin ich, sondern: Wer bin ich? Als wen bezeichnet ihr mich? Für wen haltet ihr mich? Darum geht es bei seiner Frage. Etliche Leute hielten ihn für den Propheten Elia, andere für Johannes, den Täufer, wieder andere für den Propheten Jeremia oder einen anderen Propheten.

Nun jedoch will Jesus wissen, für wen sie ihn halten. Um eine solch persönliche Fragestellung kommt niemand herum, wie es übrigens immer ist, wenn wir Personen näher begegnen. „Wer ist denn der oder die?“, fragen wir uns dann. Hier aber stellt Jesus diese Frage, die im Grunde genommen jeder, dem Jesus in irgendeiner Weise durch seine Botschaft und sein Wirken begegnete, für sich selbst schon beantwortet hat. Jesu Frage zielt darauf, zu bekennen, wer er ist, auszusprechen, wer er für mich persönlich ist. Die Jünger, die ihn während seines Wirkens begleitet haben, sollen nun Rechenschaft abgeben, an wen sie glauben.

Das ist natürlich auch eine Frage an uns: Wer bin ich, Jesus, für dich? Ein Fachmann für Religionsfragen, ein Religionsstifter, ein Moralist, ein Apokalyptiker, ein Vorbild für Gewaltlosigkeit und Gerechtigkeit, ein idealer Sozialdemokrat, ein Blender, ein Wunschbild, eine Fiktion usw.?

Wer ist Jesus für dich, für euch? Petrus antwortet stellvertretend auch für die anderen Jünger: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Mit anderen Worten: Die Jünger sehen in Jesus nicht nur den Heilsbringer (den Christus = Messias), sondern den Sohn Gottes. Sie sehen ihn als den, der Heil und Leben mit sich bringt in diese Welt – zu den Geplagten, Verarmten, Verachteten, zu den Leidtragenden und Trauenden, zu den Unglücklichen, Verzweifelten und Hoffnungslosen. Auf diese Weise macht ihnen Gott deutlich, wer Jesus wirklich ist.
Sie sehen ihn als den, dessen ganzes Wirken, dessen ganze Kraft und Vollmacht nicht menschlichen, irdischen Ursprungs ist, sondern seinen Ursprung bei Gott, seinem Vater hat. Jesus sagt das ihnen so: Gottes Geist offenbarte euch das Wesen und die Hoheit Jesu.

Der Mensch kann sich das nicht erdenken. Jeder noch so großen Klugheit, Weitsicht und Frömmigkeit bleibt sie verborgen. Auch die Psychologie kann eine solche Erkenntnis nicht ansatzweise aufdecken oder herleiten. Der Geist Gottes aber offenbart denen, die bisher mit Gott nicht zurechtgekommen sind, wer ihnen in ihren Ängsten und Nöten und im Leben und im Sterben helfen kann: Jesus Christus. Wer ihn hört, annimmt und ihm vertraut, dem wird der Geist Gottes aufdecken, wer der ist, der auch sein Leben heil machen will und kann. Der Geist Gottes wird in ihm das Wesen und die Hoheit Jesu aufstrahlen lassen, so dass auch er ihn schließlich als seinen Herrn und Heiland erkennen und bekennen kann.

Die Frage Jesu auch an uns, wer sagt denn ihr, dass ich sei bzw. als wen bezeichnet ihr mich oder für wen haltet ihr mich, ist also eine sehr persönliche Frage. Sie kann auch nur jeder für sich selbst beantworten. Und wegen immer wieder aufkommender Schwachheiten im Glauben muss sich jeder auch immer wieder mit dieser Frage auseinandersetzen. Dabei hilft Gottes Geist, Jesus so zu erkennen wie bei Petrus, nämlich als den, der er auch für mich ist bzw. sein will: der in Gottes Vollmacht handelnde Sohn, der in diese Welt für die in ihr geplagten, leidenden, hoffnungslosen, sinnentleerten und immer wieder versagenden Menschen Heil und Leben mit sich bringt.

Jesu Frage, wer sagt denn ihr, dass ich sei, kann jedem helfen, den nicht aus dem Auge zu verlieren, dem auch er sein Heil und Leben zu verdanken hat und der will, dass wir es nicht wieder verlieren. Seine Frage kann helfen, nicht zu vergessen, in welchen Situationen wir ihn wie erfahren haben: vielleicht als Helfer in Krankheit und Not, als Tröster in Leid und Traurigkeit, als den, der in Mutlosigkeit, in Ängsten und Hoffnungslosigkeit aufrichtet und stärkt und als den, der Sünde und Schuld vergibt und Neuanfänge ermöglicht. Seine Frage lenkt hin auf Jesus selbst: den Christus als Sohn des lebendigen Gottes.