Der Spruch für diesen Monat lautet: Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit (2 Tim 3,16).
Der Verfasser dieses Briefes gibt den Rat, die Bibel als die Schriftensammlung, die sich dem Geist Gottes verdankt, zu bestimmten Zwecken zu gebrauchen, da sie dazu nützlich ist.

Brauchen wir einen solchen Ratgeber? Sehen wir uns in Buchhandlungen um, so ist das Angebot an Ratgebern riesengroß. Das kommt nicht von ungefähr. Wer gern gärtnert, möchte wissen, was er vielleicht falsch macht, weil die Erträge oder die Qualität sich nicht so einstellen wie gewünscht. Wer gern handwerkelt, ist oft auf der Suche, wie man am besten zum gewünschten Ergebnis kommt. Wer etwas zu seiner Gesunderhaltung tun will, sucht nach entsprechender Literatur und Anleitungen. Es gibt kaum Lebensbereiche, für die es keinen Ratgeber gibt. Aber auch übers Internet wird fast jeder fündig, der dort sucht. Wir alle schätzen solche Ratgeber. Mit dem Wissen, das sie uns vermitteln, verstehen wir besser, wie manches zusammenhängt und worauf es ankommt. Auch helfen sie uns, Fehler zu vermeiden und optimale Ergebnisse zu erzielen. Immer wenn wir meinen, dass es da etwas gibt, was uns weiterhilft, auch in unserem Lebensgefühl und in unserer Persönlichkeitsentwicklung, sind uns Ratgeber recht. So ist es nicht verwunderlich, dass es auch da sehr viele Ratgeber gibt bis hin in die Esoterik.
Allerdings ist das Angebot an Ratgebern, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus der Bibel schöpfen, gering. Nicht jedoch deswegen, weil man da nicht fündig würde. Schließlich kommt davon Tag für Tag in unzähligen Predigten und in der Seelsorge doch sehr viel zur Sprache. Sondern deswegen, weil es in der Regel nur diejenigen interessiert, die an den Gott der Bibel glauben oder zu glauben versuchen. Für sie ist die Bibel nützlich, was allerdings von ihnen selbst oftmals verkannt wird. Bei anderen führt sie eher ein Schattendasein oder wird gar nicht beachtet.

Das Jahr 2003 wurde von den Kirchen zum Jahr der Bibel erklärt. Sie hatten dazu viele Aktionen gestartet. Ziel war, die Bibel öffentlich wieder mehr ins Gespräch zu bringen. Das Thema „Bibel“ sollte bei möglichst vielen Menschen ankommen. In vielen Gemeindeveranstaltungen wurde die Bibel und das Bibellesen ins Zentrum gerückt, auch die Medien nahmen dieses Anliegen auf. Doch nachhaltig waren die ganzen Aktionen kaum. Und zuhause führen die Bibeln in den Regalen der meisten Haushalte weiterhin ein Schattendasein, falls sie dort überhaupt noch zu finden sind.

Doch all dies, was in der Bibel steht, ist tatsächlich wichtig und nützlich, nicht nur für die, die an diesen Gott, von dem in ihr erzählt wird, glauben oder glauben wollen. Sie will uns Menschen nicht nur über Gottes Heilshandeln erzählen, damit viele zum Glauben an ihn kommen, der Heil und Leben mit sich bringt. Sondern sie will zugleich denen, die nun Christen werden wollen oder es schon sind, erzählen, wie Menschen diesen Gott in ihrem Leben erfahren haben, wie heilvoll und wunderbar er ihr Leben verändert und sie durchs Leben begleitet hat. Sie erzählt auch von deren Glaubenserfahrungen mit diesem Gott und Vater Jesu Christi, von seiner liebevollen Zuwendung zu einem guten, lebendigen Leben in liebevoller Gemeinschaft mit allen Menschen, vom Glücklichsein und vom Frieden untereinander, von seinem Segen. Er will ja, dass alle Menschen glücklich werden und glücklich bleiben. So zeigt die Bibel den Christen die Wege, die ihnen helfen, ihr Leben auch christlich zu gestalten und ebenso den Umgang mit anderen Menschen.
Das ist auch das Anliegen des Verfassers des 2. Timotheusbriefes. Er weist auf die Bibel hin als das Buch des Glaubens an Gott mit ihren Erzählungen und Aussagen über die glücklich- und heilmachenden Erfahrungen der Menschen mit Gott, über das Heil der Menschen und den Sinn der Welt. Sie unterrichtet uns darüber; sie lehrt uns also dies alles.
Sie, die Bibel, ist zugleich auch das Buch, aus dem Gott uns anredet, um uns zu zeigen, wenn wir auf falschem Wege sind. Wir meinen ja oft, dass schon alles richtig ist, was wir denken und tun. Doch unsere Selbsteinschätzung betrügt uns. Die Bibel hält uns jedoch einen Spiegel vor. Da erkennen wir: Auch als Glaubende sind wir noch Sünder. Wir brauchen also Geländer am Wege, um nicht von ihm abzukommen. Diese Geländer sind Gottes Weisungen, von denen in der Bibel die Rede ist. Das sind nicht nur die Gebote, sondern sie artikulieren sich auch in seinem Willen. Die Bibel will uns in dieser Weise als Sünder überführen, will zugleich aber auch, dass wir von falschen Wegen umkehren. Sie will uns unsere falsche Sicherheit nehmen. Nicht, um uns klein zu machen, sondern um uns auf den Boden zu stellen, auf dem wir wieder sicher stehen können. Und dies geschieht, indem Gott uns Sünder freispricht. Sie hilft uns also, dass wir wieder frei atmen können und neu in das Leben finden können, das er uns mit seiner Liebe und Gnade zugedacht hat.
Und auf ein Weiteres lenkt der Verfasser unsere Aufmerksamkeit: Die Bibel nützt zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Ich verstehe ihn so: Die Erzählungen der Bibel können uns zum rechten Umgang mit unseren Mitmenschen hinführen, zu einem Umgang, wie er dem Willen Gottes entspricht. Die Liebe und Gnade Gottes, aus der der Glaubende lebt, will an uns auch arbeiten, will uns formen, will etwas aus uns machen, nämlich solche Menschen, die diese erfahrene Gnade und Liebe anderen zugute weitergeben, sie nicht für sich behalten, sondern andere damit umschließen – und dies ein Leben lang. Es kann keiner sagen, dass er eigentlich genug getan hat. Sondern wir begegnen immer wieder Menschen, die unserer Liebe und Gnade bedürfen.

Ob die Bibel nützlich ist, uns also Rat geben kann für ein christlich geführtes Leben, steht für mich außer Frage. Und so kann ich den Hinweis, den der Verfasser des 2. Timotheusbriefes gibt, voll und ganz unterstreichen: Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Lassen wir also die Bibel nicht irgendwo im Bücherregal verstauben. Lasst sie uns lesen oder z.B. auch die Losungen, die aus ihr entnommen sind. Sie hilft uns, unseren Glauben zu leben.