Du tust mir kund den Weg zum Leben. (Ps 16,11 – Spruch zum Monat Februar.)

Ein in Todesgefahr schwebender Beter bittet Gott mit diesen Worten um Rettung. Er vertraut auf Gottes Macht, weiß, dass sie keine Grenzen kennt und er daher das Leben erhält und sogar vor dem Tod bewahrt. Er ist sich daher gewiss, dass Gott ihm deshalb auch aus der Gefahr heraushelfen wird. Denn Gott hat den Mensch zum Leben bestimmt. So spricht er nun: Gott lässt mich den Weg zum Leben wissen – selbst in meiner Todesgefahr.

Der Weg zum Leben, zur Fülle des Lebens, zu einem beglückenden, gelungenen und zufriedenen Leben, wer von uns hat nicht solche Wünsche und Träume. Doch wie finden wir ihn, den Weg zu solchem Leben? Der Psalmbeter ist sich gewiss, dass Gott ihm den Weg dorthin in irgendeiner Weise offenbart.

Mit meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden hatte ich oft über ihre Vorstellungen vom Leben nachgedacht. Denn die jungen Leute sind dabei, ins Leben hineinzuwachsen, sind auf der Suche nach Lebenszielen und nach den richtigen Wegen, um sie zu erreichen. Sie gibt es zumal in heutiger Zeit zahlreich. Viele wirken sehr anziehend und eröffnen scheinbar großartige Möglichkeiten für ein glückliches Leben. Die Frage, die sich jedoch nicht nur die Heranwachsenden, sondern viele Menschen immer wieder stellen, ist: Welche der sich bietenden Lebensziele wären für mich tatsächlich erstrebenswert und in welcher Reihenfolge? Und könnte es dann wirklich ein gelungenes, glückliches, zufriedenes Leben werden, wie ich es mir erhoffe?

Der Psalmbeter vertraut und hofft auf Gott, der ein Leben für uns Menschen bereithält, das jedoch über all das hinausgeht, was landläufig unter einem gelungenen, glücklichen und zufriedenen Leben verstanden wird.
Jesus Christus, Gottes Sohn, und das Neue Testament insgesamt, sie reden vom ewigen Leben. Was aber ist das ewige Leben? Es nicht zu verstehen als eine Verlängerung unseres Lebens nach dem Tod irgendwo in den Sphären des Himmels oder als die paradiesische Fortsetzung des Lebens nach dem Tod. Beide Vorstellungen begegnen uns heute leider überall. Man braucht nur die Todesanzeigen in Zeitungen zu lesen. Das ewige Leben ist dagegen ganz anders. Es ist ein erfülltes Leben, das schon in unserer irdischen Lebenszeit bruchstückhaft möglich ist. Es geht jedoch im Tod nicht verloren, sondern bleibt durch ihn hindurch bestehen. Es kann durch nichts mehr bedroht oder infrage gestellt werden und wird in dieser Weise vollendet. Es ist das ganze und vollkommene Anteilhaben am unbegrenzbaren Leben, das es nur bei Gott gibt und daher kostbarer ist als alles, was es in der Welt gibt oder unter irdischen Bedingungen möglich ist.

Den Weg zum ewigen Leben hat uns Gott durch Jesus Christus gewiesen, offenbart im Neuen Testament. Da heißt es: Wer an Jesus Christus glaubt und in solchem Glauben mit ihm auf dem Weg durchs Leben ist, der bekommt Anteil am ewigen Leben. So lesen wir es z.B. in Joh 3,16; 5,24 und 11,25f. sowie in Röm 6,23.
Doch wie macht man es, mit ihm durchs Leben zu gehen? Wir überlegen, wie es ist, wenn wir z.B. unterwegs sein wollen in uns fremden Regionen. Da orientieren wir uns mit Hilfe von Literatur, Karten, dem Internet oder auch einem Navi. Wir müssen uns informieren, wo der richtige Weg langgeht, müssen wissen, wo es Gefahren gibt und ob es auch Wege gibt, die in die Irre führen. Je besser wir Bescheid wissen, um so sicherer kommen wir an.
Ein Vorgehen solcher Art ist auch ratsam, um den richtigen Weg zu finden, der zum Glauben und somit zum ewigen Leben führt. Es besteht im Lesen in der Bibel, dem Wort Gottes. Sie ist dazu hervorragend geeignet, besser gesagt, sie ist das einzige, was sich dazu eignet. Hilfreich dabei ist auch, sich darüber mit anderen Christen auszutauschen. Sie, die schon länger auf dem Weg mit Christus sind und Erfahrungen mit ihm gemacht haben, sind wie Leute vor Ort, die man fragen kann, wenn man unsicher wird oder gar der Glaube schwindet.

Auf den Wegen in uns nicht so vertrauten Gebieten tut ein Kompass gute Dienste. Er hilft uns, im Gelände, also in der Realität, Orientierungspunkte zu finden. Man möchte sich ja nicht verirren, sondern immer auf dem richtigen Weg bleiben.
Auf den Lebenswegen mit Christus dienen uns vor allem die Gottesdienste und Zusammenkünfte der Christen in der Gemeinde und Kirche als ein solcher Kompass. Das Leben ist ja nicht einfach, sondern oft kompliziert und verlangt von uns täglich Entscheidungen, was wir als Christen tun müssten und wie wir uns verhalten sollten. Es könnte ja sein, dass wir unbemerkt die Orientierung auf dem Weg zum ewigen Leben verlieren. Dazu brauchen wir einen klaren Blick und Vergewisserung. Die Gottesdienste mit den Predigten, den Liedern und Gebeten helfen uns dazu, wie auch die Seelsorge und die Gemeinschaft mit den anderen Christen.

Was brauchen wir noch auf unseren Wegen durch die Landschaft? Frühstück und etwas zum Trinken. Sonst knurrt der Magen und die Kräfte lassen nach. Heftpflaster und Sonstiges gegen Verletzungen brauchen wir auch. Frühstück und Medizin. Beides ist zum Überleben wichtig.
In Bezug für unseren Weg zum ewigen Leben ist es das Abendmahl. Martin Luther schreibt im Großen Katechismus: „(Es) gibt so viel Hinderung und Anfechtung vom Teufel und der Welt, dass wir oft müde und matt werden und zuweilen auch straucheln. Darum ist uns das Sakrament (des Abendmahls) zur täglichen Weide und Fütterung gegeben [...]; wenn das Herz fühlt, dass es ihm zu schwer werden will, soll es hier neue Kraft und Labsal holen. […] Man hat doch jedenfalls das Sakrament nicht als ein schädlich Ding anzusehen, vor dem man davonlaufen müsste, sondern als eine durchaus heilsame, tröstliche Arznei, die dir helfen und das Leben geben soll, beides für Leib und Seele. Denn wo die Seele genesen ist, da ist dem Leibe auch geholfen.“ Das Abendmahl als Mahlzeit und Arznei ist nötig, um Kraft zum Weitergehen zu bekommen auf unserem Weg zum Ziel – dem ewigen Leben, das Gott uns Menschen zugedacht hat.

Auf all diese Weise tut uns Gott den Weg zum Leben kund, und zwar den Weg zum ewigen Leben, einem Leben in Fülle der Freude und ewiger Wonne, wie es der Psalmbeter im Satz nach dem Monatsspruch kennzeichnet. Soll das Leben wahrhaft gelungen, beglückend und zufrieden werden und in ihm schon bruchstückhaft das ewige Leben beginnen, dann kommt niemand ohne Gott und seine Wegweisungen aus. Die Bibel lesen, von den Glaubenserfahrungen der Mitchristen lernen, die Gottesdienste und Zusammenkünfte in der Gemeinde besuchen und das Abendmahl miteinander feiern. Dazu sind alle eingeladen. Gott will, dass alle Anteil haben am ewigen Leben. Es ist die einzige Möglichkeit, von Gott Weisung für den Weg zum wahren Leben zu erhalten, einem Leben in Fülle der Freude und ewiger Wonne.