Wir Menschen sehnen uns, so lange wir leben, nach Glück, Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Wir jagen dem ein Leben lang nach. Manchmal gelingt es uns für einen Moment, glücklich zu sein sowie Liebe, Gerechtigkeit und Frieden zu erfahren und unseren Alltag ohne Not und Sorgen bestreiten zu können. Aber das ist nur von kurzer Dauer. Denn Bosheit, Hass, Neid, Gier, Ungerechtigkeit, Unfriede, das alles ist ja nicht aus der Welt. Sondern wir erleben das jeden Tag – im Kleinen wie im Großen. Viele Menschen leiden darunter, weil alles, was sie für ein glückliches, zufriedenes, friedvolles Leben erträumten, den Bach runtergeht und sie von Existenzängsten bedroht oder gar beherrscht werden. Die Medien berichten oft über ihr Leid, ihre Ängste und ihre Verzweiflung, in der das Leben manchmal sogar zur Hölle wird. Andere, die weniger davon betroffen sind, stumpfen mit der Zeit ab oder verdrängen alles, was aber nur eine kurze Zeit hilft.
Im Grunde genommen jagen wir Menschen ein Leben lang danach, ohne Nöte und in Liebe, Glück, Gerechtigkeit und Frieden leben zu können. Doch weiß der Mensch wirklich, was er braucht, um heute und in Zukunft tatsächlich umfassend glücklich zu werden? Die vielen Versuche, die er immer wieder unternimmt, um sich selbst Glück zu bescheren, auch die sind nur von kurzer Dauer. Das wissen wir alle und haben es erfahren. Das dauerhafte Glück findet man nicht, indem man beispielsweise außergewöhnliche Schiffs- und Weltreisen unternimmt und in Luxus schwelgen kann. Auch nicht, wenn man meint, dass es sich einstellt, wenn man an den Schalthebeln der Macht sitzt. Oder wenn man der Größte und Beste ist und alle einem zujubeln, auch wenn das erst einmal Glücksgefühle auslöst. Das alles vergeht auch wieder. Es macht zwar voll, aber letztlich nicht satt. Den Lebenshunger nach dauerhaftem, bleibendem Glück, nach ebensolcher Liebe, Gerechtigkeit und Frieden kann das alles nicht stillen. Und das war zu allen Zeiten so. Doch muss das so bleiben? Kann sich das nicht auch zum Guten verändern?
Nein, es muss nicht so bleiben, sagt Jesus. Es bleibt nicht so, weil Gott es will. So verkündet er den Menschen die frohmachende Botschaft vom Reich Gottes, von der Herrschaft Gottes. Seine Herrschaft ist nahe herbeigekommen, ist bereits angebrochen, also schon da! So berichten es uns die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas.
Den Kern dieser Frohbotschaft Jesu finden wir in seiner Bergpredigt (Mt 5-7) sowie in der Feldrede bei Lukas (Lk 6,17-49). Wir können seine Botschaft vom Reich Gottes so zusammenfassen: Gott herrscht. Er herrscht, indem er aufgrund seiner Liebe zu den Menschen diejenigen, die ihn nicht ablehnen, aus Armut und Elend, aus Ungerechtigkeit und Unfriede herausführen wird, so dass sie die Fülle eines unzerstörbaren, ewigen Lebens haben werden. Denn in Gottes Reich sind die Übel und das Leid der Welt, wie Krankheiten, Bosheit, Unbarmherzigkeit, Einsamkeit und Missachtung der Würde der Menschen überwunden. Etwas anders gesagt: Gott nimmt sich all derer an, die gegenwärtig in unheilvollen Verhältnissen leben, ihm vertrauen und sich auf seine heilvolle Zuwendung verlassen. Das wird am Ende der Zeit geschehen.
Das war zwar für die Juden zu Jesu Zeiten nichts Neues, weil man die Erfüllung dieser alttestamentlich-frühjüdischen Heilsverheißungen durch einen Messias erwartete. Völlig neu, überraschend und Freude auslösend ist jedoch das: Jesus verkündet, dass die Erfüllung mit ihm nun tatsächlich bereits angebrochen ist. So sagt er z.B. gegenüber den Pharisäern: Das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Spruch für diesen Monat) Das heißt: In seiner Verkündigung und in seinem Wirken insgesamt ist es anwesend (vgl. Lk 11,20) und wird punktuell und fragmentarisch erfahrbar. Seine universale Vollendung durch Gott am Ende der Zeit steht jedoch noch aus (vgl. Lk 13,28f.). Es ist mit ihm bereits in dieser Welt gegenwärtig, allerdings noch unscheinbar und verborgen. Es ist schon angebrochen, aber noch nicht vollendet. Das ist Jesu frohe Botschaft von der Herrschaft Gottes – eine Einladung an alle Menschen, weil Gott sie liebt.
Es ist also, so alle Evangelien, mit Christus bereits da. Es ist mit ihm angebrochen.
Wie Gott bereits jetzt schon herrscht, veranschaulichte Jesus, indem er Kranke heilte, Sündern vergab und Dämonen austrieb. Und er veranschaulichte es in Gleichnissen, z.B. vom Sauerteig, vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle (Mt 13,44-46). In ihnen allen erscheint das Reich Gottes wie ein Raum. In dem kann bereits heute Unerwartetes geschehen und Undenkbares Wirklichkeit werden.
Am Anfang stand die Frage: Kann unser Lebenshunger nach Glück, Liebe, Gerechtigkeit, Frieden und nach einem Ende allen Übels gestillt werden? Jesus sagt uns und führt uns vor Augen: Ja, im Reich Gottes wird solcher Hunger bereits heute punktuell-fragmentarisch gestillt. Das kann erfahren werden von jedem, der zum Reich Gottes gehört, d.h., von jedem, der an ihn glaubt und ihm nachfolgt.
Doch auch die, die von Armut, Lieblosigkeit, Ungerechtigkeit und Unfrieden betroffen sind, können das Reich Gottes so erfahren. Ist es nicht so, dass der, der sich von Gott so beschenkt weiß, aus lauter Freude darüber zu einem Handeln motiviert wird, das sich am Willen Gottes ausrichtet? Dann können auch andere hier und jetzt punktuell und bruchstückhaft Heil erfahren. Denn die Maßstäbe bei einem solchen Handeln werden dann anders und z.T. neu sein als die bisherigen. Besonders Matthäus stellte in seiner Bergpredigt diesen Aspekt des angebrochenen Gottesreiches heraus. Solche Maßstäbe sind dann: Fürsorge für die Armen, Tröstung von Leidtragenden, Einsatz für Gewaltlosigkeit, Frieden stiften, Nächsten- und Feindesliebe, Barmherzigkeit, Versöhnung usw. Das Reich Gottes wird dann auf diese Weise auch für die erfahrbar, wenngleich vorerst auch nur fragmentarisch, die in bisher unheilvollen Verhältnissen leben. Und: Solches Handeln der Gläubigen wirkt einladend, sich diesem Jesus Christus ebenfalls zuzuwenden, weil mit ihm neues, vollendetes, unzerstörbares, ewiges Leben in Fülle geschenkt wird.
Das Reich Gottes – mit Jesus Christus ist es bereits angebrochen – frohe Botschaft an alle. Die Tür in das Gottesreich steht schon heute jedem offen – eine Einladung an alle Menschen, sich Jesus Christus zu öffnen.